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Das lange Warten hat sich gelohnt

Der Cottbuser Danilo Hondo ist seit fünf Jahren Radprofi, erst in dieser Saison aber gelang ihm der Durchbruch als Sprinter der Extraklasse. Jetzt wird der 27-Jährige vom Team Telekom sogar als Nachfolger von Erik Zabel gehandelt

SAN REMO taz ■ Die großen Gesten hat er schon drauf. Lässig schnickt Danilo Hondo nach der Zieldurchfahrt sein Rennfahrerkäppi den italienischen Teenagern zu, die dem neuen Sprintstar kreischend hinterherrennen, so lässig geradezu, dass es wirkt, als habe sich Hondo schon lange auf seine neue Rolle vorbereitet. Die Selbstdarstellung beherrscht der 27-jährige Cottbuser mit der Gelfrisur jedenfalls perfekt. Und so macht er auch keinen Hehl daraus, dass der große Beau der Szene, die Sprintdiva Mario Cipollini, für ihn Vorbild ist – und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. Cipollinis Frisur, seine Vorliebe für ausgefallene italienische Mode, der dandyhafte Auftritt – das alles, so Hondo, sei ihm doch „sehr nahe“.

Danilo Hondo hat lange Zeit gehabt an seinem Auftritt zu feilen – und sich auf seinen Durchbruch als Sprinter vorzubereiten. Seit fünf Jahren ist er Radprofi, erst in diesem aber ist es ihm gelungen, bei Rennen der höchsten Kategorie auf der Zielgeraden der schnellste Mann zu sein. Bereits im März war er bei den belgischen „Drei Tagen von De Panne“ sowie der Mittelmeerrundfahrt der Radler mit dem größten Bums auf den letzten Metern. Jetzt, beim Giro d’Italia, hat er sich mit zwei Etappensiegen in der Hierarchie der besten Beschleuniger endgültig in die erste Reihe vorgestrampelt.

„Das war alles langfristig vorbereitet“, sagt Hondo. 1996, bei den Olympischen Spielen, war der Weltmeister in der 4.000 Meter Mannschaftsverfolgung zum letzten Mal als Amateur auf der Bahn am Start. Schon damals habe der Sportliche Leiter vom Team Telekom, Walter Godefroot, ihn angesprochen, ihm allerdings geraten, zunächst bei einer kleineren Mannschaft Erfahrungen als Straßenradprofi zu sammeln. So fuhr Hondo zwei Jahre bei den „Agro Adlern Brandenburg“, einer „Amateurtruppe mit Aufwandsentschädigung“, wie er findet. 16 Sprintsiege bei kleineren Rennen gelangen ihm dort, mit ihnen bewarb er sich erneut bei Telekom. Zwar wurde er diesmal angeheuert, doch reif für das ganz große Geschäft war Hondo noch immer nicht, darauf musste er weitere drei Jahre warten. „Ich habe so lange gebraucht, um mich an das System Profisport zu gewöhnen“, sagt er. Sich eigenständig um seine Vorbereitung zu kümmern, stets abrufbereit zu sein, das Privatleben mit dem Nomadentum im Profizirkus in Einklang zu bringen, das hat doch gedauert. Jetzt aber hat er es geschafft. Im vergangenen Jahr entschloss er sich in seine Heimatstadt Cottbus zurückzukehren. Damit einher gingen Hochzeit, Geburt der Tochter sowie die Rückkehr zu seinem Jugendtrainer Michael Max. Diese Basis habe er gebraucht, um endlich sein Vermögen in Ergebnisse umsetzen zu können.

Mit den beiden Etappen beim Giro hat er jetzt vier Profisiege in dieser Saison auf seinem „Palmarès“, der Erfolgsliste der Radprofis. „Ich hoffe, dass das mein Durchbruch ist“, sagt er noch etwas vorsichtig, als würde er der Sache noch nicht trauen. In der Szene und – vor allem – in der Mannschaft hat er sich mit diesen Erfolgen allemal etabliert. Bei Telekom ist mittlerweile der italienische Sprinter Giovanni Lombardi Hondos „Apripista“, zieht für ihn also die Spurts an. Jahrelang war das umgekehrt. Die Rede davon, dass er nun der designierte Nachfolger von Erik Zabel als Telekom-Sprinter Nummer eins und vor allem der schnelle Mann für die Tour de France sei, hält er allerdings für voreilig. „Vielleicht kann ich in ein zwei Jahren mal mit Erik dort fahren, um von ihm zu lernen“, sagt Hondo. So lange wird er wohl noch warten müssen.

SEBASTIAN MOLL

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