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Die Perspektive von Medien

betr.: „ ,Herstory‘ – ohne Geschichte“, taz vom 6. 6. 01

Ich stimme Halina Bendkowski voll und ganz zu, was die hohlgewordene Präsenz von Alice Schwarzer in den Medien angeht. Das Zusammenschnurren der Forderungen der Frauenbewegungen nach Differenz, Gleichberechtigung und Befreiung von männlichen Dominanzstrukturen auf die Kämpfe gegen den Paragrafen 218 und auf eine der damaligen Protagonisten, Frau Schwarzer, bedeutet eine enorme Verarmung und Verkürzung.

Und nun der 6. Juni als symbolträchtiger Geschichtstag? Ich verzichte. Es ist aber auch die Perspektive von Medien, immer wieder nur Frau Schwarzer ins Rampenlicht zu bitten. Wo sind die medienwirksamen alten und neuen Frauen, die sich mit den neuen und alten Themen, PID, Internet, Frauenarmut, Gendermainstreaming einen Namen machen und sich positiv auf Feminismus und die Frauenbewegung beziehen?

Halina Bendkowski ist eine der wenigen, die sich mit den alten unbequemen Beobachtungen und Forderungen, zur Zeit für den LSVD, nach vorne wagt. Mehr davon. Auf dass Frauen ihre Töchter wieder unbelastet Emma nennen können. Sie denken dann an Emma Goldmann und nicht an Alice Schwarzer.

KERSTIN LÜCK, Berlin

betr.: Leserbrief dazu von Jannick Braukmann „Anstoß zu neuer Diskussion“, taz vom 8. 6. 01

Was Jannick Brauckmann an Alice Schwarzer aufzeigt, ist exemplarisch für eine durch Medien bestimmte Öffentlichkeit: Nämlich die Focussierung der Wahrnehmung auf vermeintliche Hauptdarsteller. Es gilt der Satz: „Esse est TiVipi.“ Nur, wer oft genug in den Medien präsent ist, existiert. Die Vielfalt der Realität wird zum vernachlässigbaren Rest der Wirklichkeit, und diese verschwindet in der Versenkung.

Gestern, am 7. 6. 01,wurde die Nachricht verbreitet: Jürgen Habermas erhalte den diesjährigen Friedenpreis des Deutschen Buchhandels. Ergänzt wurde diese Nachricht mit dem Kommentar: Habermas sei der letzte Vertreter der Kritischen Theorie. Allein diese Behauptung erklärte schon alle, die sich in der Tradition der Frankfurter Schule heute gesellschaftskritisch äußern, für nicht existent. Dann setzte der Kommentator von Deutschlandradio noch einen drauf und zitierte einen Ausspruch Sloterdijks: „Die Kritische Theorie ist tot.“ So werden durchaus noch Lebendige einfach ausradiert, für nichtig und bedeutungslos erklärt.

[...] Unsere Medien schaffen Bedeutungsoligarchien, allen voran die öffentlich-rechtlichen mit ihren Promi-Talk-Shows (einschließlich Sabine Christiansen und Berlin-Mitte), in denen immer wieder die gleichen Leute präsent sind.

KLAUS BAUM, Hemme

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