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Neue Geiseln für Abu Sayyaf

Philippinische Regierung gibt Ultimatum nach, doch Rebellen nehmen 15 neue Geiseln

BERLIN taz ■ In den Südphilippinen hat sich gestern die Geiselkrise weiter zugespitzt. Die Rebellen der muslimischen Gruppe Abu Sayyaf nahmen beim Überfall auf die Kokos- und Kautschukplantage „Golden Harvest“ auf der Insel Basilan nach Militärangaben 15 Arbeiter und Familienangehörige als Geiseln, darunter zwei Kinder. Die Zahl der gekidnappten Menschen in der Hand von Abu Sayyaf erhöhte sich damit auf insgesamt 28.

Die Regierung in Manila hatte zuvor in letzter Minute einem Ultimatum der Kidnapper nachgegeben und war auf die Rebellenforderung nach Vermittlung durch zwei Malaysier, einen Geschäftsmann und einen Politiker, eingegangen. Abu Sayyaf hatte mit der Enthauptung ihrer drei US-amerikanischen Geiseln gedroht. Die beiden als Vermittler geforderten Malaysier waren schon bei der Geiselkrise im vergangenen Jahr aktiv gewesen.

Ein Vermittlungsangebot des libyschen Revolutionsführers Muammar el Gaddafi hatte die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo abgelehnt. Libyen war vergangenes Jahr am Freikauf westlicher Geiseln, unter ihnen die Göttinger Familie Wallert, beteiligt gewesen. Früher hatte Libyen die muslimischen Separatisten im Süden der Philippinen unterstützt, von denen die Rebellen der Abu Sayyaf eine kriminelle Abspaltung sind.

Die philippinische Regierung strebt eine militärische Lösung der Krise an und lehnt Lösegeldzahlungen wie im vergangenen Jahr ab. Die damals auf Druck westlicher Regierungen verfolgte Strategie wird in Manila als Fehler bewertet.

Ein militärisches Vorgehen wird dadurch erschwert, dass die Insel Basilan eine Hochburg verschiedener muslimischer Rebellengruppen ist. Ihre Grenzen untereinander sind fließend, oft kooperieren sie. Während sich die Entführer wie Fische im Wasser bewegen, werden Manilas Soldaten in der muslimischen Region als Besatzungsmacht empfunden und verhalten sich auch so.

Die jetzige Geiselkrise begann am 27. Mai mit dem Überfall auf eine Ferienanlage auf der Insel Palawan. Von den ursprünglich 20 Geiseln konnten 9 fliehen, zwei wurden ermordet. Später wurden weitere Geiseln genommen. Etliche Soldaten und Rebellen kamen bei Befreiungsversuchen ums Leben. SVEN HANSEN

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