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Drogen International

■ Jugendliche Parlamentarier aus drei Länder sind zu Gast in Bremen und wollten vor allem eins wissen: Wie funktionieren eigentlich die Drogeneinrichtungen hier?

„Wie viele Drogeneinrichtungen gibt es in Bremen?“, „Wie wird Ihre Einrichtung finanziert?“, „Arbeiten Sie mit der Polizei zusammen?“, „Was kostet in Deutschland ein Gramm Heroin?“

Die Jugendlichen aus Herzegowina fragten der Sozialarbeiterin der Drogenberatungsstelle in der Weberstraße ein Loch in den Bauch. Der gestrige Besuch der Einrichtung fand statt im Rahmen eines insgesamt dreiwöchigen Seminars des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Die erste Woche verbrachten die 30 jungen Franzosen, Deutsche und Herzegowiner zwischen 17 und 29 in Deutschland: Nach einem Kennenlernwochenende in der Nähe von Berlin sind sie bis heute zu Gast in Bremen. Ende des Jahres folgen eine Woche in Mostar und eine Woche in Südfrankreich.

Die elf Deutschen aus Storkow und Bremen, neun Herzegowiner und fünf Franzosen engagieren sich in ihren Heimatländern in Jugendparlamenten. „In den drei Wochen soll ein gemeinsames Projekt erarbeitet werden“, erklärt Frank Morawietz das Ziel des Seminars. Er leitet den Austausch und pendelt zwischen Mazedonien und Berlin. Das Jugendwerk arbeitet seit 1990 nicht nur auf deutsch-französischer Ebene, sondern trinational. Seit einem Jahr bemühen sie sich in Süd-osteuropa um den Aufbau von Jugendinitiativen. Die jugendlichen ParlamentarierInnen sind erst der Anfang, sagt Morawietz.

In der Drogenberatungsstelle zeigt sich, wie unterschiedlich die Strukturen in den einzelnen Ländern sind. Die Franzosen der Gruppe warten im Café, weil zu wenig Platz in der Beratungsstelle ist und die Herzegowiner sich informieren wollen. Mit Interesse nehmen sie die kleinen Pakete mit Spritzbestecken auseinander, die von der Beratungsstelle verteilt werden. „Das Drogenproblem ist dasselbe“, glaubt Mario Zoric (29). „Aber das gesellschaftliche Klima ist in Deutschland anders. Bei uns wird ein Abhängiger als kriminell dargestellt und erst in zweiter Linie als krank.“ Deshalb gebe es auch anders als in Deutschland so wenig Institutionen, die sich um die Abhängigen kümmern.

Im Gegensatz zu seinen Mitreisenden kennt Zoric die Arbeitsweise von Drogenberatungsstellen. Die Familie des Kroaten lebt in Österreich. Sein Vater kommt aus Herzegowina, wo auch er seit einem Jahr zu Hause ist. Er selbst hat zehn Jahre in Zagreb gelebt. Dort hatte er abhängige Freunde. „Ich habe versucht sie zu akzeptieren.“ Zoric hält die Legalisierung von Drogen für den besten Weg, staatlicherseits mit Drogensucht umzugehen. Ihn interessiert am meisten die Frage danach, wie die Sozialarbeiter persönlich mit ihrer Arbeit fertig werden.

Andere wollen noch Genaueres über die Zahl von Abhängigen wissen und wo sie ihre Drogen bekommen. In dem völlig verrauchten Raum entbrennt eine wilde mehrsprachige Diskussion darüber, welche Wege der Drogenverkehr seit dem Krieg nimmt: Alle würden seitdem irgendwie durch Bosnien-Herzegowina gehen und etwas bleibe dabei „auf der Strecke“. Albanien sei der Hauptumschlagplatz. Morawietz greift ein: „Das sind nur Spekulationen – lasst uns die Zeit anders nutzen“. Alle stimmen ihm zu. Später in ihrer Unterkunft auf dem Schulschiff „Deutschland“ in Vegesack werden sie in Gruppen über ihr gemeinsames Projekt diskutieren. Eine Idee ist ein umgebauter Bus, der als fahrendes Büro dient und den bisher „obdachlosen“ Jugendparlamenten in Herzegowina einen Raum bietet, erzählt Morawietz. Gerade dort sei die Arbeit von Jugendparlamenten so wichtig, um Jugendliche am Aufbau demokratischer Strukturen zu beteiligen. Morawietz: „Das stößt bei den Politikern auf Argwohn. Die müssen sich erst noch an Jugendparlamente gewöhnen.“ ei

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