Pluto kommt durch die Hintertür

Der neu entwickelte Verschlüsselungschip „Pluto“ soll den Datenaustausch zwischen Behörden abhörsicher machen

BERLIN taz ■ Die Entwicklung des Hochleistungs-Kryptoprozessors „Pluto“ ist abgeschlossen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bestätigte einen entsprechenden Bericht gegenüber dem Internet-Magazin heise-online.

Der Chip wurde in Zusammenarbeit mit der Siemens-Tochter Infineon entwickelt und soll den Datenaustausch zwischen Ämtern und Behörden verschlüsseln und dadurch abhörsicher machen. Darüber hinaus soll „Pluto“ auch in der „geheimschutzbetreuten“ Industrie eingesetzt werden, etwa bei der Kommunikation zwischen Verteidigungsministerium und Rüstungsunternehmen.

Der 1997 noch unter dem damaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) mit 10 Millionen Mark in Auftrag gegebene Verschlüsselungschip war schnell in die Schlagzeilen und in Verruf geraten. Kritiker befürchteten, dass der Chip den Nachrichtendiensten durch die „Hintertür“ eine Überwachung des Datenaustausches ermögliche – eine Behauptung, die von den Mitarbeitern des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik immer wieder zurückgewiesen wurde. Medienexperten wie der SPD-Abgeordnete Jörg Tauss fürchten, der Chip könne bei künftigen elektronischen Ausschreibeverfahren als Voraussetzung für die Übermittlung der Ausschreibungsunterlagen vorgeschrieben werden. So solle Druck auf die Anwender ausgeübt werden, sich ebenfalls dieser Technologie zu bedienen. Behördenaufträge gäbe es dann nur noch für „Pluto“-Anwender.

Im Gegensatz zu gängigen Verschlüsselungsprogrammen handelt es sich bei dem Pluto-Chip um ein Hardware-Modul, das in die jeweiligen Computer eingebaut werden muss. Vorteil dieser Lösung ist, dass sich bei geringem Zeitaufwand vergleichsweise größere Datenmengen ver- und entschlüsseln lassen. WOLFGANG GAST