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Quartier-Service in die Tonne getreten

■ Viertel-Beirat: Müllentsorgung muss dezentral organisiert werden

Zerplatzte gelbe Säcke, Partyhinterlassenschaften, Hundekacke, das Viertel ist alles andere als geleckt. Jedenfalls vor den Ladenfenstern. Seit drei Jahren macht der Quartier-Service den Ausputzer und reinigt die Ecken, die von der städtischen Reinigung vergessen werden. Zum Jahresende könnte damit Schluss sein.

Bis dahin gibt die Bremer Bausenatorin Tine Wischer (SPD) eine einmalige Finanzspritze von 80.000 Mark, um wenigstens die Arbeit von September bis Dezember zu retten. Im September nämlich läuft die von Arbeitssenat und Arbeitsamt geförderten Qualifizierungsmaßnahme für schwer Vermittelbare aus. Bisher haben die sechs deutsch-russischen Mitarbeiter des Quartier-Service im Viertel ihre Aufgabe zur großen Zufriedenheit des Viertel-Beirates erfüllt.

Der Quartier-Service leistet vor allem Nachbarschaftshilfe: Entrümpelungen, Hol- und Bringdienste oder auch Tonnenrausstelldienste. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit geht aber dafür drauf, das Viertel vom Dreck zu befreien. Nach drei Jahren läuft die Finanzierung durch den Arbeitssenator aus.„Und dann muss man mal sehen“, sagt der Staatsrat für Arbeit, Arnold Knigge.

Der Ortsamtsleiter des Viertels, Robert Bücking, will nicht „mal sehen“, sondern den Quartier-Service erhalten. „Die Leute sind eingearbeitet und machen ihre Arbeit gut“, sagt Bücking. Seine Idee: Die städtischen Aufträge zur Stadtreinigung werden nicht mehr allein an große Firmen wie Stadtgrün und Entsorgung Nord (ENO) vergeben, sondern auch an die Jungs vom Quartier-Service.

Bisher ist der ein reines Zusatzangebot: „An die großen Haufen dürfen wir nicht ran“, sagt Vladimir Dorfmann, 41 Jahre. Der Maschinenbauingenieur aus Moskau koordiniert die Einsätze und leitet Anwohner-Beschwerden über Müll weiter, wenn der Quartier-Service nicht zuständig ist. Und das passiert nach Ansicht des Ortsamtleiters am laufenden Meter. „Müll hält sich nicht an Paragraphen“, sagt er. Haarfein geregelt ist nur, wer theoretisch sauber machen muss.

Die ENO reinigt im Auftrag des Amtes für Straßen und Verkehr die Straße und das Straßenbegleitgrün. Die BSAG muss ihre Haltestellen und Gleise sauber halten. Stadtgrün soll sich um die öffentlichen Grünflächen kümmern. Und für die Gehwege sind wiederum die Anlieger zuständig. Die können ihrerseits wieder private Gehwegreinigungs-Firmen engagieren.

Ein störungsanfälliges System, findet Bücking. Zum Beispiel könnten die Reinigungsfahrzeuge der ENO in den engen Viertelgassen nur die Straßenmitte säubern, unter den Autos und in den Abwasserrinnen bleibe der Dreck liegen. „Heutzutage wird auch nicht mehr kontrolliert, ob der Nachbar seinen Dreck vor der Hütte wegmacht.“ Gerade das Viertel mit Kneipen und Kultur müsste wie die Innenstadt auch von der öffentlichen Hand bedient werden, sagt die baupolitische Sprecherin der Grünen, Karin Krusche. Es könne nicht sein, dass für die Hochglanzpolierung der Innenstadt das ganze Geld draufgeht und für die Stadtteile kein Geld mehr übrig bleibt. Um den Verhältnissen im Viertel, aber auch anderen stark verschmutzten Stadtteilen gerecht zu werden, wünscht sich Bücking eine Bündelung der Zuständigkeiten vor Ort – im Quartier-Service. Der kenne die besonders verdreckten Ecken der Partymeilen – Ostertorsteinweg, Sielwall, Osterdeich und die kleinen Verbindungswege – und könne gezielt eingreifen. ei

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