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Noch fehlt es an Glanz

Die deutschen Fußball-Junioren schlagen Kanada, auch ohne spielerisch ganz zu überzeugen, mit 4:0. Gegen den Irak reicht schon ein Unentschieden, um ins WM-Achtelfinale einziehen zu können

aus Córdoba TOBIAS SCHÄCHTER

Der Trainer fasste die Ereignisse des Tages bündig zusammen. „Wir können es aus eigener Kraft schaffen. Das ist das Wichtigste“, sprach Uli Stielike und umschrieb damit alles, was es zu sagen gab: Der deutschen U20-Fußball-Nationalmannschaft genügt nach ihrem 4:0 über Kanada in ihrem letzten Vorrundenspiel schon ein Remis, um als Gruppenzweiter ins Achtelfinale einzuziehen, weil der Irak, morgiger Gegner, gleich mit 1:6 gegen Brasilien unterging und das Torverhältnis somit deutlich für die Deutschen spricht.

Auf solche Rechenspielchen will sich Uli Stielike freilich nicht einlassen. „Auf Unentschieden spielen ist nicht unsere Sache“, gibt der DFB-Coach die Richtung an, zumal er sein Team keineswegs in der Rolle des übermächtigen Favoriten sieht, nur weil es haushoch gewonnen und der Irak gegen den Topfavoriten ebenso verloren hat. „Das wird ein ganz anderes Spiel“, warnt Stielike, für überschwappende Euphorie besteht im DFB-Lager ohnehin kein Grund, auch nicht nach dem klaren, in spielerischer Hinsicht aber eher glanzlosen Sieg über die Kanadier.

Den verdankten die DFB-Kicker in erster Linie der überragenden Leistung des Frankfurter Offensiv-Verteidigers Christoph Preuss sowie der Kaltschnäuzigkeit des Gladbacher Stürmers Benjamin Auer. Deren Spiel lief nahezu immer nach dem gleichen Strickmuster ab: Flanke Preuss von rechts, Tor durch Auer in der Mitte. Dreimal haben sie es so gemacht, den vierten Treffer versenkte Preuss dann selbst zum 4:0-Endstand im Tor.

„Der Christoph war heute der überragende Mann auf dem Platz“, konnte sich Preuss dafür später ein Sonderlob von Stielike abholen, der zu der Partie aber durchaus auch Kritisches anzumerken hatte. „Wir haben ein Problem im zentralen Mittelfeld“, stellte Stielike also fest, „da können wir im Moment keine Akzente setzen.“ Und vielleicht war genau das der Grund, warum das deutsche Spiel auch nach der frühen Führung kaum souverän wirkte. Als Konsequenz daraus kam der Leverkusener Spielmacher Dogan nach der Pause nicht mehr auf den Platz zurück, schon in der ersten Partie (0:2 gegen Brasilien) hatte den Mannheimer Teber das gleiche Schicksal ereilt. Beide wurden durch den Stuttgarter Tiffert ersetzt, der gegen den Irak nun beste Karten für einen Platz in der Anfangsformation zu besitzen scheint. „So wie es aussieht, wird Tiffi am Samstag spielen“, legte sich Stielike in diesem Punkt ungewöhnlich früh schon fest.

Bei aller Kritik: Im Vergleich zur ersten Partie gegen Brasilien gesteigert hat sich die deutsche Elf gegen Kanada zweifelsohne. „Es ist wie letztes Jahr bei der U-18-EM, auch da haben wir das erste Spiel verloren, um uns dann kontinuierlich zu verbessern“, zog Dreifach-Torschütze Auer Parallelen zur erfolgreichen Europameisterschaft in Deutschland. Und in der Tat scheint genau in diesem Punkt die Stärke des deutschen Teams zu liegen: In guter deutscher Turniertradition „immer vorwärts“ denken. Bei der EM reichte dies immerhin für Platz drei.

So weit will man im deutschen Lager noch nicht vorausblicken, schließlich steht selbst vor dem Achtelfinale noch ein Gegner, der einigermaßen geheimnisvoll anmutet. Immerhin so geheimnisvoll, dass sich seit Mittwoch die Fifa selbst mit dem Irak beschäftigte. Den Herren vom Weltverband kam es offensichtlich spanisch vor, dass auf der ersten offiziellen Spielerliste des Iraks alle Akteure den 1. Januar 1981 als Geburtsdatum angegeben hatten – und damit rein zufällig den Stichtag, um an der U-20-WM überhaupt noch teilnehmen zu dürfen. Bei einer Überprüfung der irakischen Spielerpässe durch die Fifa kam freilich ganz anderes ans Tageslicht: Kein einziger Spieler des Irak ist am 1. Januar 1981 geboren, früher, so die Fifa, allerdings auch nicht.

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