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Drahtesel – Lastentier

Nicht nur für den Hund: Wer mit dem Fahrrad Wasserkästen oder eine Familie transportieren will, braucht das richtige Material  ■ Von Gernot Knödler

Selbst große Unternehmen haben es erkannt: Es gibt Situationen, da sind Fahrräder als Lastentiere unschlagbar. Für fast jeden ihrer 1800 Zusteller in Hamburg hält die Post ein Fahrrad bereit. Auch die Konkurrenz, von UPS bis zum Hermes-Versand, deckt sich mit Lastenrädern ein und Alternativbetriebe ohnehin: Brezel-Verkäufer, Nica-Kaffee-Händler und Rikscha-Fahrer. Wer nicht das Geld oder den Platz für ein besonderes Lastenrad hat, für den gibt es eine breite Palette von Anhängern. Besonders beliebt sind derzeit Kinderanhänger.

Lastenräder sind Nischenprodukte, aber solche, die sich für einen akzeptablen Preis beschaffen lassen. Die Modelle der Reutlinger Fahrradwerkstatt zum Beispiel kosten zwischen dreieinhalb und viereinhalb Tausend Mark. Dafür gibt es einen Mini-Las-ter, der bis zu 250 Kilogramm Ladung transportieren kann und keinen Sprit frisst.

Vom Prinzip her sind die meisten gleich aufgebaut: Man nehme die hintere Hälfte eines normalen Fahrrades, baue vorne ein Gestell mit einer zweirädrigen Achse dran und setze eine Kiste drauf. Der Antrieb kommt vom Hinterrad, gelenkt wird über einen breiten Bügel, mit dem die Kiste in eine andere Richtung geschwenkt wird. Um mit dem hohen Gewicht zu Rande zu kommen, müssen zudem zentrale Bauteile etwas üppiger ausgelegt werden: die Motorrad-Kugellager im Steuerrohr, mindestens eine Fünf-Gang-Schaltung, hydraulische Trommel- oder Scheibenbremsen.

Für Zuladungen bis zu 90 Kilo haben auch die Reutlinger Fahrradbauer ein kompaktes Lastenzweirad mit einem übergroßen Gepäckträger über dem Vorder- und dem Hinterrad im Programm. Die Alternative zu diesem „Bäcker-Rad“ ist der Klassiker „Long John“, dessen Rahmen sich zwischen Vorder- und Hinterrad zu einer tiefliegenden Pritsche senkt. Das macht das Rad sehr stabil, aber auch sehr lang.

Der größte Vorteil der Lastenräder gegenüber den Rädern mit Anhänger liegt Alexander Urban zufolge in der „super Verzögerung“: Selbst einer der seltenen Anhänger mit Auflaufbremse könne da nicht mithalten, sagt der Reutlinger Werkstattleiter. Ein Wochenendeinkauf im Schlepp stellt für ein Qualitätsrad mit stabilem Rahmen und Hydraulik- oder V-Brakes aber kein Problem dar.

„Das Interessanteste ist im Moment der Kindertransport“, sagt Hans Laarmann, der in dem Ottenser Fahrradladen „Rat + Tat“ ein Dutzend bunter Modelle präsentiert. Die meis-ten bestehen aus einer Plastikwanne mit herausnehmbaren Sitzen, auf denen die Kleinen angeschnallt werden können, zwei Überrollbügeln auf beiden Seiten und Nylon-Verdeck. „In so einem Anhänger ist in Deutschland noch kein Kind zu Schaden gekommen“, behauptet Laarmanns Kollege Uwe Marx. So ein Wagen hüpfe höchstens durch die Gegend, wenn er angefahren werde.

Um die Zugmaschine stabil zu halten, werden die Anhänger an einem möglichst niedrigen Punkt mit dem Fahrradrahmen verkuppelt. Die Kupplungen selbst sind unscheinbar. Bei einigen Modellen wird die Deichsel des Kinderwagens einfach an den Rahmen geklemmt, ohne dass dort ein Gegenstück angebaut sein muss.

Die Kinder-Anhänger sind mit rund 1000 Mark zwar teuer, aber vielseitig. Anhänger für weniger wertvolle Fracht sind weitaus billiger und für fast jeden Zweck zu haben: zum Einkaufen, Reisen, Las-ten transportieren. Nur der Anhänger für den Hund ist ähnlich kostspielig.

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