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Störfall erst einmal aufgeschoben

Internationale Artenschutzbehörde beschließt Verbot des Störfangs im Kaspischen Meer bis zum Jahresende. Nur noch Kaviar aus derzeitigen Lagerbeständen darf exportiert werden. Bestand des Störs geht seit 15 Jahren dramatisch zurück

aus Genf ANDREAS ZUMACH

Bis mindestens Ende dieses Jahres dürfen die vom Aussterben bedrohten Störe im Kaspischen Meer, deren Eier als Kaviar weltweit begehrt sind, nicht mehr gefischt werden. Dieses Verbot sowie weitere Maßnahmen zur Rettung des Störs beschloss der ständige Ausschuss des Internationalen Artenschutzabkommens (Cites) am Donnerstagabend in Paris. Exportiert werden dürfen nur noch die Kaviar-Lagerbestände aus den Störfängen des Frühjahrs 2001.

Von den fünf Kaviar exportierenden Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres stimmten Russland, Kasachstan und Aserbaidschan dem Beschluss bereits zu. Turkmenistan, das an den Pariser Cites-Beratungen nicht teilnahm, muss noch zustimmen. Andernfalls könnte der Cites-Ausschuss ein totales Exportverbot gegen Turkmenistan verhängen. Iran akzeptiert bereits seit Jahren alle Empfehlungen der Cites zum Schutz der Störe und für reduzierte Fangquoten. Bis spätestens 20. Juli müssen die fünf Staaten dem Cites-Sekretariat in Genf eine umfassende Übersicht über ihre gegenwärtigen Lagerbestände an Kaviar vorlegen. Der Export in den verbleibenden sechs Monaten dieses Jahres wird von der Cites überwacht. Die fünf Staaten wurden zudem verpflichtet, bis Ende 2001 eine Untersuchung der Störpopulation in ihren Gewässern durchzuführen sowie – in Zusammenarbeit mit Interpol – eine Analyse des illegalen Kaviarhandels vorzulegen. Außerdem müssen sie sich auf gemeinsame Fang- und Exportquoten für das Jahr 2002 einigen, die die Cites-Obergrenzen nicht überschreiten dürfen. Diese Obergrenzen liegen um bis zu 80 Prozent unter den Fangquoten, die Russland, Aserbaidschan, Turkmenistan und Kasachstan bislang angekündigt hatten. Das Cites-Sekretariat will Maßnahmen auflisten, mit denen der illegale Störfang und Kaviarhandel künftig unterbunden werden soll. Schließlich müssen die fünf Staaten Vor-Ort-Inspektionen durch Kontrolleure der Cites zulassen, sonst droht ihnen ein totales Störfangverbot auch für 2002.

Bis 1991 wurden die Kaviar-Produktion und der weltweite Handel mit dem „schwarzen Gold“ vollständig von der Sowjetunion und dem Iran kontrolliert. Durch scharfe Überwachung, Fangquoten und hohe Investitionen in die Störaufzucht sicherten die beiden Staaten den Bestand der Population des kostbaren Fisches im Kaspischen Meer. Doch mit dem Ende der UdSSR brach dieses Kontrollsystem zusammen. In Russland, Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan werden der Störfang sowie die Produktion und der Vertrieb von Kaviar heute nicht mehr von einigen wenigen staatlichen Unternehmen betrieben, sondern von zahlreichen privaten Firmen, die in vielen Fällen von der Mafia beherrscht werden. Lediglich im Iran blieb es bei der staatlichen Kontrolle. Infolge von Überfischung und Umweltverschmutzung in den vier ehemaligen Republiken der UdSSR ging der Störbestand im Kaspischen Meer in den letzten fünfzehn Jahren dramatisch zurück. Die Menge der gefangenen Fische sank von urprünglich 22.000 Tonnen pro Jahr auf 1.100 Tonnen im Jahr 1999.

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