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Endlich mal entlüften

■ Positivbilanz des scheidenden Kampnagel-Intendanten

Er hat es geschafft, sagt er. Kampnagel ist inzwischen – anders als zu Beginn seines Hamburger Wirkens – jedem noch so verträumten Taxifahrer bekannt, und ob die alte Fabrik nicht endlich mal abgerissen werde, fragt inzwischen auch keiner mehr. Außerdem übergibt er ein schuldenfreies Haus.

Eine durchweg positive Selbsteinschätzung bot zum Spielzeit-Ende der scheidende Kampnagel-Intendant Res Bosshart. Stolz vermerkte er jüngst im Abschlussgespräch, dass „die um 40-Jährigen, die die harten Kämpfe um das Haus noch miterlebt haben“ im Lauf der Jahre immer seltener gekommen seien und einem deutlich jüngeren, eher trashig orientierten Publikum Platz gemacht hätten. „Es ist dem künstlerisch deutlich eigenständigen Profil des Hauses zu verdanken, dass unsere Spielstätte inzwischen so bekannt ist und niemand mehr Zweifel an ihrer Exis-tenzberechtigung hegt“, betonte Bosshart.

Wo so viel Erfolg ist, lassen natürlich auch bauliche Veränderungen nicht auf sich warten: Live miterleben kann man derzeit zum Beispiel den Abriss des Casinos, atemlos mitverfolgen kann, wer mag, auch den für diese Woche geplanten Baubeginn für den neuen, im Dach abgeschrägten Glaskubus, der sowohl von außen als auch vom Foyer aus zugänglich sein soll. Auch die Sanierung der Westfassade wird in Kürze in Angriff genommen. Außerdem soll das Kampnagel-Foyer eine Be- und Entlüftungsanlage bekommen.

Die Finanzen für das Unterfangen stammen aus verschiedenen Töpfen: Einen Teil wird die Kulturbehörde zur Verfügung stellen, einen weiteren steuert die Finanzbehörde aus dem Erlös des Verkaufs des Grundstücks des jetzigen Casinos bei. Auch der Investor des Medienparks werde sich, wie es hieß, an den Kosten beteiligen. Rosige Zeiten also für die mit der kommenden Spielzeit neu startende Intendantin Gordana Vnuk – und das, obwohl in der vergangenen Spielzeit rund 40 Vorstellungen weniger geboten wurden als im Vorjahr.

Das Zuschaueraufkommen habe sich, so wurde versichert, indessen deutlich positiv entwickelt: Zehn Prozent bzw. zirka 20 Personen mehr saßen in der vergangenen Spielzeit pro Vorstellung in den Reihen; die verminderte Vorstellungszahl sei durch Kostensteigerungen bei den einzelnen Produktionen zu erklären.

Kein großer Investor hat sich allerdings bislang für das Alabama-Kino gefunden, das trotzdem – nach Sanierung der Fassade und grundlegender Neugestaltung des Eingangs – in der alten Form im selben Raum wieder eröffnet werden soll. ps

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