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VorgefragtNetz-süchtig

■ Am Weltdrogentag geht es in Bremen um die Droge Internet / Eine Aufklärung

Heute ist Weltdrogentag. Das Leben im Internet kann auch zur Droge werden. Wie das passieren kann und wie sich da herauskommen lässt, erklärt heute der Psychologe André Hahn. Er arbeitet in der Forschungsgruppe Internet der Berliner Humboldt-Universität und berichtet SchülerInnen von 10 bis 12 Uhr im Modernes auf Einladung der Suchtprävention Bremen und des Jugendtanztheaters terranza über Grenzen von Genuss, Gewohnheit und Abhängigkeit im www.

taz: Wann ist denn jemand Internet-süchtig?

André Hahn: Internet-süchtig ist jemand, für den fünf Kriterien zutreffen. Erstens: Ein ganz großer Teil der Tageszeit wird für Internet-bezogene Aktivitäten verausgabt, bis zur völligen Vereinnahmung des Tages. Zweitens: Man kann sein eigenes Verhalten nicht mehr in den Griff bekommen, verliert die Kontrolle. Drittens: Die Dosis wird nach und nach gesteigert. Viertens gibt es ein Entzugssyndrom: Wenn man das geliebte Kind wegnimmt, treten psychische Beeinträchtigungen – Nervosität, Angespanntheit, bis hin zu Aggressivität – auf. Schließlich hat fünftens das eigene Verhalten negative Folgen für Arbeit und Leistung sowie für soziale Beziehungen. Nur wenn diese fünf Kriterien zusammen auftreten, kann man von Internet-Sucht sprechen.

Was für Menschen sind das, die Internet-süchtig werden?

Vor allem Jugendliche: Die Unter-18-Jährigen sind doppelt so häufig betroffen, davon die Jungs wiederum dreimal so häufig wie die Mädchen.

Wie kommt das?

Bei Internet-süchtigen Mädchen und Frauen geht es vor allem um soziale Aktivitäten im Internet, die Nutzungen bei den Jungs sind heterogener: Sie spielen, laden Musik runter, klauen Software. Erotik spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Wie viele User sind süchtig?

In einer repräsentativen Studie mit 10.000 Teilnehmern kam heraus, dass knapp drei Prozent süchtig sind. Wenn man das auf die heute 24,2 Millionen Internet-Nutzer hochrechnet, dann sind das etwa 730.000 Menschen, die davon betroffen sind. Wie würde denn ein Entzug funktionieren?

Wie jeder Entzug. In den ers-ten zwei, drei Monaten mit totaler Abstinenz. Danach erlernen die User einen kompetenten Umgang mit dem Medium, denn sie brauchen es ja. Das ist ähnlich wie bei Essstörungen: Man kann ja nicht aufhören zu essen, man muss aber lernen, vernünftig zu essen. Die meisten Betroffenen brauchen das Internet beruflich – sie müssen einen rigorosen Umgang erlernen.

Fragen: sgi

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