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Konkurrenz auf kurzer Welle

Auslandsradios eröffnen Lokalstationen in der Dritten Welt – regionale Infos bleiben rar

Auslandsrundfunk hat in Ländern der Dritten Welt noch immer eine herausragende Bedeutung. Aber die Rolle dieses Mediums ändert sich. Früher war Kurzwellenrundfunk oft Krisen- und Präventionsradio. Heute konkurrieren Deutsche Welle, Voice of America, Radio France International und BBC World Service über Rebroadcasting und Studios vor Ort auf UKW mit lokalen Sendern in Asien, Afrika und Südamerika. Darauf hat anlässlich des Kölner Medienforums Kwame Boafo aus Ghana aufmerksam gemacht. Boafo ist bei der Unesco zuständig für den Bereich Kommunikation und Information.

Mit dieser Entwicklung passen sich die Auslandssender den veränderten Bedürfnissen am Zielort an. Denn auch in den Metropolen der Dritten Welt ist zunehmend UKW-Qualität gefragt und weniger Kurzwellengerausche. Die technische Reichweite der lokalen, meist privat finanzierten UKW-Radiostationen, die allerorts eingerichtet werden, liegt zwar weit hinter der eines Kurzwellensenders, erreicht aber immerhin den Großteil der Bevölkerung in den Metropolen – und bietet so der Werbeindustrie eine attraktive Zielgruppe. Die BBC in Addis Abeba, die Voice of Amerika in Medellín – was reizvoll klingt, geht oft an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei. „Wir wollen nicht Informationen über die USA und Europa, sondern über unser eigenes Land“, sagt Patrizia Salazar, Deutschlandkorrespondentin einer kolumbianischen Zeitung. „Auch wenn ich es sehr bedauere, dass die Deutsche Welle ihr Spanisch-Programm für Südamerika eingestellt hat.“ Denn unabhängige Informationen sind für ihr Land, für Kolumbien, sehr wichtig, können aber in diesem Fall nur von außen kommen: „Unsere landeseigenen Medien leiden unter den hausgemachten Konflikten zwischen links und rechts, zwischen Drogenbaronen und korrupten Politikern. Und viele Journalisten haben deshalb das Land verlassen“, so Salazar.

Besonders in Europa werden immer wieder die Chancen freier Information beschworen, die sich durch die Verbreitung des Internets ergeben. Wer aber in Afrika auf Veränderungen durch das Internet hofft, darf noch lange weiterhoffen. Das „World Wide Web“, allein der Begriff ist zynisch, hat in Afrika keine Chance. Die Analphabetenquote erreicht teilweise achtzig Prozent, Strom- und Telefonanschlüsse sind kaum vorhanden, fremde Passwörter teilen Internet-Provider auf Anfrage jedem mit – dadurch sind E-Mails nicht vor fremden Blicken sicher.

„Wir brauchen die Kurzwelle, wir brauchen die Auslandssender“, betont Rafael Marques, Journalist und Menschenrechtsaktivist aus Angola, der wegen seiner kritischen Berichterstattung auch schon im Gefängnis saß. Digitale WorldSpace-Empfänger, wie sie seit einiger Zeit angeboten werden, sind zwar teilweise von den regierungsunabhängigen Organisationen (NGO) subventioniert, kosten aber immer noch rund 150 US-Dollar. Gängige japanische Kurzwellenradios sind jedoch schon für zehn Dollar zu haben. Und somit für viele afrikanische Dorfgemeinschaften erschwinglich. „Wenn einer was im Radio hört, dann erzählt er es den anderen im Ort“, sagt Marques. „Und wenn die Batterien zur Neige gehen, dann kochen die Leute sie auf, damit sie wieder Auslandssender hören können.“

THOMAS KAMP

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