unterm strich:
Nicht nur in Fabriken und Landwirtschaft oder beim lebensgefährlichen Trümmerräumen – auch hinter den Kulissen öffentlicher Theater und Opernhäuser in Deutschland schufteten die Zwangsarbeiter.
Das machen zehn Zeilen deutlich, die der Leiter des Düsseldorfer Stadtarchivs, Prof. Clemens von Looz-Corswarem, und seine Mitarbeiter unlängst entdeckt haben und in denen berichtet wird, dass einige der 16 Zwangsarbeiter, die an der Städtischen Oper von Düsseldorf eingesetzt waren, am 27. Juli 1944 vormittags „Karten spielend“ angetroffen wurden. Außerdem waren die Franzosen und „Ostarbeiter“ ohne Aufsicht, monierte die kontrollierende „Arbeitseinsatzstelle“ zur Überwachung ausländischer Arbeiter und Arbeiterinnen in der Rhein-Metropole.
Auch wenn nur wenige Arbeiten von Ungelernten an den Bühnen verrichtet werden konnten, so schätzt Düsseldorfs hier besonders engagierter Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff die Gesamtzahl der Zwangsarbeiter aller Art an damaligen deutschen Bühnen auf jeden Fall auf „einige hundert, wenn nicht tausend“.
Wirklich überrascht war von dieser theaterhistorischen Entdeckung niemand, erklären Historiker, Kulturpolitiker und Intendanten übereinstimmend. Denn es gab wohl keinen Bereich, in dem Zwangsarbeiter nicht eingesetzt waren.
Der Deutsche Bühnenverein in Köln will nun mit einer Befragung aller Mitgliedsbühnen und ihrer Träger zu klären versuchen, wie viele Verschleppte oder Kriegsgefangene an den rund 150 deutschen Theatern der NS-Zeit zu Sklavenlöhnen und bei schlechter Verpflegung zwölf und mehr Stunden arbeiten mussten.
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