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Woher kenne ich diese Frau?

betr.: „Catfight im Zweiten“ (Fernsehduell Schwarzer gegen Feldbusch), taz vom 30. 6. 01

Die taz hat das Streitgespräch vergleichsweise fair dargestellt, namentlich die wörtlichen Zitate sprechen für sich. Zwei Aspekte dieser Sendung hätte ich aber gerne deutlicher benannt gehabt.

Erstens: Feldbusch als Vorbild. Ich kannte von ihr nur ein überlebensgroßes Plakat an der Fassade eines Frankfurter Kaufhauses. Während der Sendung fragte ich mich fortwährend: Woher kenne ich diese Frau? Dieses Kinderstimmchen, die Augenaufschläge, das Neigen des Kopfes nach links, das Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl und das unverschämte und unbedarfte Geplapper? Mir wurde dann klar, dass viele junge Frauen, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe, genau dieses Verhalten an den Tag legen. Mich verwundert die Gleichförmigkeit eines Benehmens, das offenbar sehr Erfolg versprechend ist.

Das Zweite hängt damit zusammen: Die Kameraregie bei den Publikumsreaktionen. Zuerst zeigte die Kamera bei den jubelnden Reaktionen des Publikums auf Feldbuschs Ungezogenheiten (z. B. ihre wiederholten Versuche zu erklären, dass sie sich nicht nur für die Schönere, sondern auch für die Klügere halte) – junge, hübsche, grinsende oder strahlende junge Frauen. Später, als Schwarzer eine Pointe setzte wie die, dass sie sich in der Werbung was anderes wünschte als eine Frau am Boden liegend „wie so ’n Hering“ – ein nur schüchtern lächelndes schwarzes Paar, und nach ihrem Plädoyer für eine Gesellschaft, in der es in Bezug auf Aussehen, Geschlecht und Alter etwas mehr Freiheit gäbe – zwei Frauen, ernst, mit geschlossenen Mündern, die ältere applaudierend, die jüngere sich erschreckt an den Mund greifend.

Das illustriert die These Schwarzers, das „Phänomen Feldbusch“ habe eine prägende und problematische Wirkung auf junge Frauen und es zeigt, dass diese Sendung die Tendenz hat zu zeigen, zwischen Feldbusch und der heutigen jungen Frauengeneration gäbe es einen Konsens in Fragen der Emanzipation – erschreckend! MARIANNE V. GRAEVE, Frankfurt/Main

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