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Roth ist nicht Hawaii

Das weltweit größte Triathlon-Spektakel verliert seinen Ironman-Status. Frankfurt soll Nachfolger werden

ROTH taz ■ Lothar Leder hüpfte und hüpfte und hüpfte, immer weiter und vor ausgelassener Freude. Und er hob drei Finger dazu in die Luft als Zeichen dafür, dass er es tatsächlich geschafft hatte: zum dritten Mal den weltweit größten Ironman-Wettbewerb in Roth zu gewinnen. Da darf man ja nun wirklich mal ein bisschen ausflippen, zumal es ja schon Leders zweite historische Tat war im Fränkischen: 1996 hatte er die dreigeteilte Schinderei aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen als erster Mensch überhaupt unter der Acht-Stunden-Schallmauer absolviert, in diesem Jahr nun trug er sich als letzter Ironman-Champion in die Rother Siegerliste ein. Dabei will der 30-Jährige keineswegs mit seinem Sport aufhören, die Dinge liegen schon etwas komplizierter: Ab dem nächsten Jahr wird das Triathlon-Spektakel in Roth seinen Ironman-Status verlieren, was schon in diesem für mächtig Wirbel gesorgt hat.

Zwar wird es in Roth auch künftig Triathlon über die gleichen Distanzen geben, mit dem prestigeträchtigen Zusatz „Ironman“ aber darf Detlef Kühnel, deutscher Triathlon-Pionier, seine Veranstaltung nicht mehr schmücken. Damit nicht genug, verliert Roth mit dem Gütesiegel auch noch seinen Qualifikationsstatus für den Ironman auf Hawaii: Wurden in Roth noch in diesem Jahr 120 Startplätze für die inoffizielle WM auf Big Island vergeben, so kann man sich ab 2002 im Fränkischen überhaupt nicht mehr für Hawaii qualifizieren. Ein schwerer Schlag für Veranstalter Kühnel ist das, schon weil es heißt, dass jeder Triathlet einmal im Leben eben auf Hawaii starten möchte. Und nicht wenige taten das bisher über den Umweg Roth.

Unterm Strich geht es bei alledem um Geld und Macht, in der Szene gilt das Ironman-Zeichen durchaus als Lizenz zum Gelddrucken. Vergeben wird das große M mit i-Punkt von der World Triathlon Corporation (WTC), genau mit der stand Kühnel schon seit längerem auf Kriegsfuß, nun eben kam es zum endgültigen Bruch, auch weil die WTC Kühnel Bedingungen diktiert hatte, die dieser nicht zu akzeptieren bereit war. „Das konnte ich einfach nicht mehr mitmachen“, sagt Kühnel – und zog die Reißleine.

Ironman-Triathlon soll es freilich auch künftig geben in Deutschland, dafür ist schon der Markt viel zu groß, als dass ihn sich die WTC entgehen ließe. Frankfurt gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Ausrichtung, was der Stadt sicherlich gelegen käme: Im Hinblick auf eine angestrebte Olympiabewerbung könnte ein Ironman den Ruf Frankfurts als Sportmetropole durchaus aufpolieren.

Ganz kampflos will Detlef Kühnel das Feld freilich nicht räumen, Roth soll weiterhin eine Größe bleiben und die Weltklasse künftig mit erhöhten Start- und Preisgeldern angelockt werden. Der große Rest, glaubt Kühnel, stehe ohnehin in Treue zu ihm: „Die Leute kommen wegen Roth nach Roth, und nicht wegen Hawaii.“ FRANK KETTERER

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