: Dasa-Trasse „fachlich fragwürdig“
Gutachter: Senat wählte schlechteste Variante für Ortsumgehung ■ Von Gernot Knödler
Die vom Senat gewählte Variante einer Ortsumgehung für Finkenwerder wird in einem jetzt bekannt gewordenen Gutachten vom Feb-ruar massiv kritisiert. Die getroffene Abwägung sei „aus gutachterlicher Sicht vollkommen unverständlich“ und könne nur politisch begründet sein. „Mit der Südtrasse hat sich der Senat nicht nur für die ökologisch schlechteste Lösung entschieden, sondern für die schlechteste Lösung in der Zusammenschau aller Gutachterbewertungen und darüber hinaus für eine der teuersten Lösungen“, lautet das Fazit des Hamburger Büros für Freiraumplanung von Hans-Detlef Schulze, das im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) tätig geworden war.
Eine Ortsumgehung für Finkenwerder ist seit mehr als 20 Jahren im Gespräch. Heute schieben sich täglich rund 35.000 Autos und Lastwagen durch die Hauptstraße des ehemaligen Fischerdorfes. Nach dem geplanten Ausbau des Airbus-Werks stiege diese Zahl nach einer Schätzung des Senats auf 40.000. Die Ortsumgehung firmiert deshalb auch unter dem Stichwort „Dasa-Trasse“. Zum Vergleich: Über die Ost-West-Straße donnern täglich 60.000 Autos und Laster.
Für die Umgehungsstraße ließ der Senat insgesamt vier Varianten prüfen, zwei nördlich und zwei südlich der alten Süderelbe – jeweils deichnah und deichfern. Ges-tern vor einem Jahr entschied sich der Senat grundsätzlich für eine Südvariante, am 24. April diesen Jahres schließlich legte er sich auf eine „deichferne“ Trasse fest, die 40 Meter südlich der Alten Süder-elbe verläuft.
Wie das dem BUND nahe stehende Büro für Freiraumplanung feststellt, wurden die beiden Südtrassen von den Fachgutachtern für Landschaftsplanung und Biotope als „unannehmbar“ ausgeschlossen und aus Sicht des Obstbaus als schlechteste Lösungen bewertet. Selbst nach den Kriterien der StraßenplanerInnen rangierten die Südvarianten auf den hinteren Rängen. Lediglich die StadtplanerInnen hätten die deichferne Südtrasse als annehmbare Lösung bezeichnet, „obwohl sie andererseit die Durchquerung des wertvollen Landschafts- und Kulturraumes der Alten Süderelbe als umweltunverträglich einstuften“.
Bei gleichmäßiger Gewichtung zieht das Büro aus den Fachgutachten den Schluss, dass die „Köterdamm-Trasse“, die die südlichen Ausläufer des Dorfes Finkenwerder abschneidet, die günstigste wäre. Lediglich vom Obstbau-Gutachter sei diese ausgeschlossen worden. Außerdem wäre sie mit rund 17 Millionen Mark nur ungefähr halb so teuer wie eine Südtrasse. Die Straße hart nördlich der Alten Süderelbe zu bauen, komme aus Sicht der Fachgutachten für Naturhaushalt, Landschaft und Biotope nicht in Frage.
Der Senat gewichtete die verschiedenen Schutzziele bei seiner Abwägung anders. Wer sich wieder einmal nicht durchsetzen konnte, waren die Interessen des Naturschutzes.
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