: Ein schönes Bild vom Sport
Die Sportjugend will mit dem Fotowettbewerb „Wir bekennen Farbe“ die integrative Rolle des Sports betonen. Das ist bitter notwendig. Denn selbst unter den beteiligten jugendlichen Sportlern hat die Toleranz enge Grenzen
Bei den Streetball School Finals im Eisstadion Wilmersdorf startete die Sportjugend des Landessportbunds Berlin gestern die zweite Etappe ihrer Kampagne gegen Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Nach der Plakataktion „Sport kennt Gegner, keine Feinde“ geht es bei „Wir bekennen Farbe“ nun darum, Gesicht zu zeigen. Laut Aufruf sollen „Sport treibende junge Menschen auf Fotos das freundschaftliche Zusammenleben in den Vereinen über alle ethnischen, weltanschaulichen und religiösen Unterschiede hinweg dokumentieren“.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit machte den Anfang. Als Mitglied der Jury, in der er zusammen mit Spitzensportlern die besten Fotos auswählt, lächelte er mit ethnisch gemischten Streetballmannschaften in die Kamera. „Jeder muss sich einschalten, wenn jemand wegen Fremdenfeindlichkeit diskriminiert wird“, forderte er die Jugendlichen auf.
Doch nicht alle Anwesenden verstanden, dass es mit einem Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit nicht getan ist, sondern dass es prinzipiell um Toleranz geht. „Scheißschwuler“ hörte man während des Fototermins aus den Reihen der sportlichen Jugend. Kommentiert wurde der Regierende Bürgermeister. Der 15-jährige Hani erklärt das so: „Na klar bin ich gegen Ausländerfeindlichkeit. Aber eine Schwuchtel als Bürgermeister sollte man abschaffen.“
In der Chefetage des Landessportbunds ist man dennoch zuversichtlich hinsichtlich des Toleranz-im-Sportverein-Ansatzes. „Wir bilden ab, was schon jetzt gang und gäbe ist: dass Jugendliche quer durch alle Nationalitäten miteinander Sport treiben“, meinte Claudia Zinke, Vorsitzende der Sportjugend. „Mit der Fotoaktion wollen wir erreichen, dass sich die Jugendlichen dessen bewusst werden und dies auch in den Alltag hineintragen.“
Wegen der Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander hat man als Starttermin das Streetballfinale gewählt. „Hier wird sichtbar, dass Deutsche mit ausländisch aussehenden Jugendlichen zusammen spielen. Hier hat man ‚Farbe bekennen‘ vor Ort“, sagt Hartmut Schnur vom Vorstand des Landessportbunds. Natürlich gebe es auch Ausnahmen, räumt er ein. „Fußball ist immer noch ein Bereich, wo es Probleme mit Ausländerfeindlichkeit gibt.“ Viele Fans auf Bundesligatribünen kennen eher Feinde als Gegner.
Dem Fußball soll der Streetball nun zum Vorbild werden. Jennifer und Nadine spielen mit Hiba und Jasmin bei den „Gangster Girls“. Hibas Eltern kommen aus dem Libanon, Jasmins aus Tunesien. Gleich auf dem zweiten Foto sind sie abgebildet. „Wir spielen in einem Team und sind beste Freundinnen“, sagen sie. Beim Sport hätten sie noch nie Probleme mit Ausländerfeindlichkeit gehabt. Obwohl Jasmin und Hiba in Deutschland geboren wurden und perfekt Deutsch sprechen, sind sich die vier einig: Die beiden sind Ausländerinnen. „Weil sie arabisch sprechen und weil sie sich auch so fühlen.“ Da können sie so viel Streetball spielen, wie sie wollen. Aber auf das Plakat „Farbe bekennen“ kommen sie vielleicht. Die besten Fotos sollen ab November in der ganzen Stadt hängen.
KATJA BIGALKE
Infos: www.sportjugend.org oder Telefon (0 30) 3 00 02-1 70
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