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Keine Hochhaussiedlung in Neugraben

Senatskommisson für Einfamilienhäuser mit Abstand zum Wachtelkönig  ■ Von Gernot Knödler

In Neugraben-Fischbek wird keine neue Hochhaussiedlung entstehen. Wie Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) ges-tern mitteilte, hat der Senat den umstrittenen Bebauungsplan Neugraben-Fischbek 15 ad acta gelegt. „Unter verändertem Vorzeichen“ werde jetzt neu geplant.

Der alte Plan aus den Zeiten der Wende, der mit dem Koalitionsvertrag von Rot-Grün auf Eis gelegt wurde, sah eine Siedlung für 10.000 Menschen vor: 3000 Wohnungen in zwei- bis fünfstöckigen Häusern auf der grünen Wiese zwischen dem S-Bahnhof und dem neuen Naturschutzgebiet Moorgürtel. Die Stadt kaufte dort für 52 Millionen Mark Grundstücke, für deren Finanzierung Zinsen aufzubringen waren, ohne dass die Hamburger was davon gehabt hätten, wie der Rechnungshof kritisierte.

Allerdings gab es gravierende Einwände gegen das Vorhaben. Heike Sudmann, damals noch GAL, warnte vor einer neuen Schlafstadt in isolierter Lage, welche städtebauliche Sünden der 60er Jahre wiederhole. 60 Hektar des insgesamt 146 Hektar großen Gebiets bedeckt ein Moor, und der vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig regiert direkt nebenan.

Das alles und noch viel mehr wolle der Senat in dem neuen Bebauungsplan berücksichtigen, versprach Maier nun. Die „nördliche Moorlinse“ in dem Plangebiet solle nicht bebaut werden. Damit wird einerseits das an dieser Stelle dicht unter der Erdoberfläche stehende Grundwasser geschützt und andererseits Abstand zum nördlich angrenzenden Naturschutzgebiet geschaffen. Wie breit dieser Korridor sein wird, steht noch nicht fest.

Weil der Druck auf dem Wohnungsmarkt nicht mehr so groß sei wie Anfang der 90er Jahre, könne es sich die Stadt auch leisten, nur 1500 bis 2000 statt 3000 Wohnungen zu bauen, sagte Maier. Nur ein Drittel davon soll in Mehrfamilienhäusern entstehen, der Rest in Form von verdichteten Einfamilienhäusern, also in der Regel Reihenhäusern. Diese Häuser würden zum Kauf angeboten, um abwande-rungswillige Familien in Hamburg zu halten. Die erwarteten Ingenieure und Techniker, die in Finkenwerder den Riesenairbus bauen sollen, gehörten samt ihren Familien mit zur Zielgruppe. „Es dreht sich aber nicht um eine Werkssiedlung für EADS“, versicherte Maier.

Trotzdem drängt die Zeit: Im Herbst will der Senat einen städtebaulichen Wettbewerb für das Gebiet ausschreiben; Ende 2003 sollen die ersten Baugenehmigungen nach dem neuen Plan ausgesprochen werden können.

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