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buddhismus 1

In deutscher Mission

Der Humanist Herder hat den Buddhismus, so weit er ihm aus Reiseaufzeichnungen bekannt war, als reaktionäres Unterdrückungs- und Wahnsystem kritisiert. Die Begeisterung, die Nietzsche für den Buddhismus aufbrachte, gründete in seiner Einschätzung, es handle sich bei diesem um „die einzige eigentlich positivistische Religion“. 1903 gründete schließlich der Leipziger Privatgelehrte Karl Seidenstücker den so genannten Buddhistischen Missionsverein in Deutschland, der die bürgerlichen Schichten des Kaiserreichs für die kulturpessimistische Doktrin des Buddhismus zu gewinnen suchte.

In den 20er-Jahren wurden mehrere buddhistische Gemeinschaften ins Leben gerufen, in denen es um die Übung einer asketischen, quasimonastischen Lebenszucht ging. Der Mediziner Paul Dahlke erbaute 1926 das heute noch bestehende Buddhistische Haus in Berlin, das zum Zentrum der buddhistischen Bewegung wurde. Im Nationalsozialismus wurden Buddhisten ausdrücklich nicht verfolgt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand der tibetische Buddhismus zu seinem organisatorischen Rahmen in Deutschland: 1952 wurde in Berlin ein Ableger des „Arya Maitreya Mandala“-Ordens gegründet, eine Vereinigung, die auf den selbst ernannten Lama Anagarika Govinda (= Ernst-Lothar Hoffmann) zurückgeht. Das Interesse am tibetischen Buddhismus reicht indes weiter zurück. Erste Beschreibungen, die über Notizen früher Missionare und Forscher hinausgingen, waren von der französischen Theosophin Alexandra David-Néel vorgelegt worden, die 1927 ein Buch über ihre Reise nach Lhasa veröffentlichte. Aber erst im Zuge der New-Age-Esoterik wuchs die Begeisterung für den tibetischen Buddhismus enorm an. Der aktuelle 14. Dalai Lama verstand es, sich und seine Lehre geschickt den westlichen Bedürfnissen anzupassen. Die Verleihung des Nobelpreises 1989 tat ein Übriges. COLIN GOLDNER

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