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thüringer residenzen

Kleine Städte, großes Theater

Weimar (62.000 Einwohner): Bis 1920 Hauptstadt von Sachsen-Weimar-Eisenach. Hoftheater seit 1791, erster Intendant war Johann Wolfgang von Goethe. Viele Schiller-Dramen wurden hier aufgeführt, später auch Opern wie Wagners „Lohengrin“. Bekannteste Kapellmeister waren Franz Liszt und Richard Strauß. Im Theatergebäude von 1908 (857 Plätze) tagte 1919 die verfassunggebende Nationalversammlung. Die einstige Nebenresidenz Eisenach (45.000 Einwohner) ist Sitz des Thüringer Landestheaters. In der Universitätsstadt Jena (99.000 Einwohner) gründeten junge Schauspieler 1991 das Theaterhaus Jena. Außerdem besitzt die Stadt ein Philharmonisches Orchester.

Meiningen (25.000 Einwohner): Bis 1920 Hauptstadt von Sachsen-Meiningen. Herzog Georg II. übernahm 1866 nicht nur die Regierung, sondern auch gleich die Theaterintendanz. Er schaffte die Opernsparte ab und führte das Schauspiel auf 81 Gastspielreisen zu Weltruhm. Die Hofkapelle, nunmehr ein reines Konzertorchester, feierte unter den Dirigenten Hans von Bülow, Richard Strauß und Max Reger Triumphe. Das heutige Theatergebäude (743 Plätze) wurde 1909 eröffnet.

Coburg (43.000 Einwohner): Gehört zwar seit 1920 zu Bayern, zählte aber zuvor als Hauptstadt von Sachsen-Coburg-Gotha zu den Thüringer Residenzen. Das heutige Landestheater (550 Plätze) ist die einzige deutsche Bühne mit Ewigkeitsgarantie: Im Staatsvertrag über den Anschluss Coburgs verpflichtete sich die Münchner Regierung, das Theater „auf alle Zeiten zu unterhalten“. Die frühere Nebenresidenz Gotha (48.000 Einwohner) ist Sitz der Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl.

Altenburg (44.000 Einwohner): Bis 1920 Hauptstadt von Sachsen-Altenburg. Das heutige Theatergebäude (535 Plätze) wurde nach dem Vorbild des alten Dresdener Hoftheaters erbaut. Nach 1990 wurde das Landestheater Altenburg mit den Bühnen der Stadt Gera zum Theater Altenburg-Gera fusioniert.

Gera (118.000 Einwohner): Bis 1918 Residenz des Fürstenhauses Reuß jüngere Linie. Jugendstiltheater (670 Plätze) mit integriertem Konzertsaal. Im benachbarten Greiz (28.000 Einwohner), einst Residenz der Fürsten Reuß ältere Linie, spielt die Vogtland-Philharmonie.

Rudolstadt (27.000 Einwohner): Bis 1920 Hauptstadt von Schwarzburg-Rudolstadt. Hoftheater seit 1793, heutiges Gebäude (274 Plätze) von 1954. Jetzt mit Eisenach zum Thüringer Landestheater fusioniert.

Sondershausen (24.000 Einwohner): Bis 1920 Hauptstadt von Schwarzburg-Sondershausen. Hofkapelle 1637 erstmals erwähnt. Heute spielt das „Loh-Orchester“ gleichzeitig im benachbarten, früher preußischen Nordhausen (47.000 Einwohner), dessen Theater (495 Plätze) in den Neunzigern unter dem Intendanten Christoph Nix Furore machte.

Erfurt (204.000 Einwohner): Bis 1918 preußische Provinzstadt, daher nur im Besitz eines bescheidenen bürgerlichen Stadttheaters. Das Gebäude von 1894 kann wegen Baufälligkeit nicht mehr bespielt werden. Bis zur Eröffnung des Neubaus (800 Plätze) finden die Aufführungen in einem Zelt statt.

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