„Ich vernähe die Welt mit meinen Kabeln“

■ Bei lauen Lüften lautete die „Lyriknacht“ durch den Oldenburger Schlossgarten

Sie gehören zu den jungen Wilden der Literaturszene, zu Grenzgängern zwischen den Sparten: Die „Dichters uit Epibreren“ (NL/D). Sie loten die Bild- und Klangqualitäten ihrer Lyrik bis hin zum reinen Tonwert des Wortes aus.

Wie Sprache zurück zum Urlaut findet, erlebte ein durchweg junges Publikum bei Bart F. M. Droog (Groningen), Tjitse Hofman (Groningen) und Jan Klug (Aachen) in einer leicht lauen Nacht im Oldenburger Schlossgarten – auf Einladung des Oldenburger Literaturbüros. Eine Buche behütet die Bühne, ihre Blätter werfen blaue und rötliche Schatten auf den grünen, dicken Stamm.

Epibreren, das ist das Land der Müßiggänger, der Nichtstuer. Süßliche Schwaden durchziehen die Luft. Auf rhythmischen Patterns am Syntheziser schwebt das Saxophon durch die Bäume. „Mit diesem geschundenen Körper treiben Tag für Tag, und die Frau, an die ich mich erinnere, warst du nicht“: ein Sommerbild, das der schmale Tjitse Hofman in wunderbar gebrochenem Deutsch entwirft, zeilenweise Niederländisch einstreuend.

Die Texte werden auf einer Diatafel dem Publikum zugänglich gemacht, in einer etwas hölzernen deutschen Übersetzung; eine Sprachqualität, die dem Sinn reizvoll spröde Ecken und Kanten verleiht. Das Niederländische hingegen säuselt sich weich schmeichelnd in die Ohren, und Tjitse Hofman gibt sich voll hinein, in die Bilder etwa von TV 2000: „Ich vernähe die Welt mit meinen Kabeln, schmelze zusammen und divergiere alles in meine Wahrheit, privatisiere die Öde und alles ist in Ordnung, wie es scheint“ – spricht er in monotoner Höhe, die letzte Zeile aufhaltend, die Augen verdreht, die Hände hilflos spastisch verwrungen. Bart imitiert ihn gebrochen, kauernd am Rand der Minibühne.

Jan Klug ist der Zaubermeister der Töne, auf einer Minitastatur entwirft er Collagen, die den Raum für Interferenzen zwischen Wortlaut und Synthyklang öffnen. Bart F. M. Droog moduliert stärker, interpretiert kraftvoller, seine Texte sind alltagsorientierter, konkreter politisch. Von einer Reise in die Sowjetunion handelt einer, vorgetragen mit tiefer Stimme - Droog goes Waits: „Fahr ich am Unrecht vorbei, halte nur, um Krebs zu kriegen“. Oder Kursk: „Aus Maschinenkammer neun fischten Retter das Geschenk, das Wajinka noch für Irma machte.“ Der Text erzählt von der Tochter des toten Seemannes, die ihrem sterbenden Vater den Atem gibt. Dazu kreischt das ausziehbare Plastikdidgeridoo durch die Nacht, ihre späten Bewohner kreischen zurück. mig