piwik no script img

Mescalero ist besser als Marilyn

Drei dieser vier taz-Titel führen die Verkaufsliste 2001 an. Einer hat 5.000 tazzen weniger verkauft. Raten Sie mal, welcher

Die Seite 1 ist die wichtigste Seite der taz. Sie muss alle Qualitäten deutlich machen, für die die taz geschätzt und geliebt wird. Das heißt: zeigen, dass die taz die politisch relevante überregionale Zeitung ist, die als einzige nicht primär der Kapitalvermehrung dient. Und die auch formal die Grenzen einer konventionellen Zeitung sprengen und damit neue Qualität gewinnen kann.

Die taz ist eine Abozeitung. Im 2. Quartal 2001 verkaufte die taz 58.738 Exemplare, 432 mehr als im 2. Quartal 2000. 48.892 davon sind Abonnements. 8.305 wurden am Kiosk verkauft.

Warum ist die Seite 1 so wichtig, wenn die Zeitung eh schon im Briefkasten steckt?

– Weil gerade die AbonnentIn Anspruch auf eine intelligente, kreative, kontroverse Seite 1 jenseits des Mainstreams hat – ansonsten hätte sie ja nicht die taz abonniert.

– Weil der Kiosk für die taz ein guter Ort ist, um neue Leser zu gewinnen. taz-affine LeserInnen kaufen keine Werbebotschaft. Da muss die Zeitung sprechen.

Was zieht am Kiosk?

Am besten verkauft immer die Samstags-taz. Der Erfolg eines Titels misst sich also ausschließlich am Vergleich mit der Durchschnittszahl des jeweiligen Wochentages. Weitere Faktoren sind aber die Erscheinungswoche, etwaige Ferien, beigelegte Zusatzprodukte usw.

Eine klare Tendenz ist bei der Auswertung des ersten Halbjahres 2001 dennoch auszumachen – dass die taz am Kiosk dann am besten verkauft, wenn das Thema die taz-affine Klientel interessiert, der taz dafür hohe Kompetenz zugesprochen wird und die taz auf der Seite 1 überzeugend klar macht, dass etwas Besonderes zu erwarten ist (siehe nebenstehende Titel).

Kein typisches taz-Thema war die Ausgabe „Welcome Mr. President“, mit der die taz George W. Bush im Amt willkommen hieß – und „sich einen kleinen Spaß machte“, wie die Washington Post ganz richtig mitbekam. Sie verkaufte trotzdem sehr gut.

Die Ausgabe unter den vierabgebildeten, die 5.000 Exemplare weniger verkauft hat, ist jene unten rechts – sie war dennoch ein großer Erfolg. 8.234 Kioskkäufer wollten am traditionell mäßigen Montag wissen, was in Berlin beim taz-kongress passiert war – plus 25 Prozent.

Keinen überdurchschnittlichen Verkauf konnte wochentags die „Marilyn-Monroe-taz“ erzielen, obwohl sowohl die Seite 1 als auch das vierseitige taz-Dossier zum Thema intern als sehr gelungen galt. Auch „40 Jahre Pille“ mobilisierte keine Massen. Dagegen erzielte der Bob-Dylan-Titel „It ain’t me“ Zuwächse (zweitbester Mittwochsverkauf).

Am besten verkauft hat übrigens die Samstagausgabe „Bush macht dem Klima Feuer“ (31. März). Entscheidend war das im Verkaufsbereich Hamburg beigelegte Uni-Spezial.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen