: Wenn die Sau strahlt
■ Belastung durch Tschernobyl gesunken
Rund 15 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl sind Wildtiere in Niedersachsen kaum noch durch Strahlen belastet. Der durchschnittliche Wert pro Kilogramm Muskelfleisch läge bei 23 Becquerel, berichtete am Montag Jörg Pohlschmidt, Leiter des Veterinärinstitutes am Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Hannover. Der von der EU zugelassene Grenzwert läge bei 600 Becquerel. Die Untersuchungen seien das größte Messprogramm von Tschernobyl-Folgen auf Wildtiere in der Bundesrepublik. 160 ess-bare Tiere, darunter hundert von Jägern erlegte Rehe aus allen Landesteilen, werden nach seinen Angaben seit 1988 jährlich untersucht.
„Wir messen jetzt nur noch Cäsium 137 und kommen auf Ergebnisse wie zur Zeit der Atombombenversuche der 60er Jahre“, sagte der Institutsleiter. Cäsium 134 sei inzwischen total zerfallen. Insgesamt sei die Belastung nach dem Unglück schneller gesunken als erwartet. Nur bei einigen Wildschweinen im Harz gebe es gelegentlich höhere Werte. „Das passiert immer dann“, sagte Pohlschmidt, „wenn Schweine nicht genügend Eicheln, Bucheckern auf der Oberfläche finden und bei der Futtersuche in die Humusschicht geraten. Ein Wert über dem EU-Grenzwert sei seit 1994 nicht mehr gemessen worden.“
Rehe seien besonders gute Bioindikatoren für die Strahlenbelastung einer Region, weil sie sehr standorttreu seien. „Bei Rehen steigt die Belastung im Herbst an, wenn es viele Pilze und Farne gibt und sie sich wegen des Winters Vorräte anfressen.“ Dies gelte auch für Rotwild und Damwild.
Ein Ende der Strahlenbelastung sei abzusehen. Die Hauptbelas-tungsquelle, das Cäsium 137, habe eine Halbwertzeit von 30 Jahren. Die gemessenen Ergebnisse seien „mediane Werte“, bei denen Ausreißer keine Rolle spielten. In Problemgebieten wie dem Oberharz werde jedoch jedes erlegte Tier gemessen, so dass für den Verbraucher keine Gefahr bestehe. dpa
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