Vom Kettenkarussell gefallen

Die Hochspringerin Amewu Mensah wurde positiv auf das anabole Steroid Oxandrolon getestet und geht nach der B-Probe mit ihrem Dopingfall selbst an die Öffentlichkeit

DÜSSELDORF dpa ■ Mit Amewu Mensah hat erstmals eine Athletin ihren eigenen Dopingfall publik gemacht. „Ich bin positiv getestet worden und will offensiv mit der Sache umgehen“, erklärte die 24-jährige Hochspringerin aus Leverkusen ihren ungewöhnlichen Schritt. In einer beim Pfingst-Sportfest in Rehlingen am 4. Juni genommenen Urinprobe wurde das anabole Steroid Oxandrolon festgestellt. Nach der A-Probe fiel auch die am vergangenen Freitag vorgenommene B-Probe im Kölner Dopingkontrolllabor positiv aus.

Dopingfälle mit Oxandrolon, das als Medikament überwiegend bei Kindern zur Förderung des Längenwachstums und bei Frauen gegen Osteoporose eingesetzt wird, gab es in Deutschland bislang nicht. Amewu Mensah muss nun mit einer zweijährigen Sperre rechnen. Die Exfreundin von 800-m-Olympiasieger Nils Schumann, die zusammen mit ihm auf Plakaten für die Initiative „Sport gegen Gewalt und Drogen“ geworben hat, will das Dopingmittel nicht bewusst eingenommen haben.

Dass die Nahrungsergänzungsmittel, die sie wie die meisten Athleten nimmt, mit dem Anabolikum verunreinigt waren, glaubt das Hochsprung-Ass nicht. Dennoch will die Olympia-Achte ihre Präparate vorsorglich untersuchen lassen. Bisher liegen keine Erkenntnisse vor, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Oxandrolon kontaminiert sind.

„Ich finde es gut, wenn ein Athlet selbst nach einem positiven Test an die Öffentlichkeit geht“, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop. Die in Ghana geborene Amewu Mensah wurde am 28. Juni, einen Tag vor den deutschen Meisterschaften in Stuttgart, vom DLV über die positive Probe informiert. Daraufhin verzichtete die Athletin auf einen Start und die Möglichkeit auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in der kommenden Woche in Edmonton. „Es war ein extrem unwirklicher Moment, als ich über den Test informiert wurde. Ich dachte, mich tritt ein Pferd“, sagte Amewu Mensah. Die in der A-Analyse entdeckte Dosis Oxandrolon ist nach ihren Angaben so gering gewesen, das sie physiologisch völlig ohne Wirkung sei. Die Chemiestudentin bestritt wegen einer Innenbanddehnung im Fuß nur drei Wettkämpfe und kam dabei über 1,87 Meter nicht hinaus.

Amewu Mensah beteuert ihre Unschuld, will aber keine Ausreden konstruieren und Anschuldigungen machen: „Es fällt mir keiner ein, der mir so etwas antun wollte.“ Ebenso will sie keinen juristischen Feldzug starten. „Es kann keinen Weg durch die Instanzen geben. Mir fehlt dazu der finanzielle Hintergrund. Außerdem habe ich doch sowieso kaum Chancen“, erklärte sie. Ob in zwei Jahren ein Neuanfang nach abgelaufener Sperre möglich ist, lässt sie offen: „Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal machen werde. Schließlich weiß ich jetzt, wie schnell man vom Kettenkarussell runterfallen kann.“