: Kinder und Jugendliche als Juroren
■ Renommierter Buchpreis: „Buxtehuder Bulle“ wird zum 30. Mal vergeben
Zu Bullen hatte Buxtehude früher keine besondere Beziehung. Das änderte sich, als der Berliner Buchhändler Winfried Ziemann 1970 in die Stadt zog. Er wählte den Titelhelden des Kinderbuchs Stier Ferdinand zur Symbolfigur für einen neuen Literaturpreis. Als „Butxtehuder Bulle“ mutierte der Stier schnell zum Lieblingstier der Jugendbuchautoren im In- und Ausland. In diesem Jahr wird der begehrte Preis zum 30. Mal verliehen.
Was sich „Bullen“-Vater Ziemann nicht träumen ließ: Sein Geschöpf sollte Buxtehude fast so berühmt machen wie die Fabel von Hase und Igel. Dabei verfolgte Ziemann nur ein Ziel: „Ich wollte junge Menschen zu einem aktiveren Lesen bewegen, das Jugendbuch populärer machen.“ Er sorgte dafür, dass bei der Vergabe des Preises erstmals jene Leser mitentscheiden konnten, für die diese Bücher geschrieben werden: „Häufig haben nämlich die Jugendlichen ganz andere Lese-Interessen, als ihre Eltern meinen.“
Ziemann berief eine 22-köpfige Jury, jeweils zur Hälfte aus Jugendlichen und Erwachsenen. An zehn Autoren aus drei Kontinenten vergab der Stifter die eiserne Trophäe und bezahlte die mit 8.000 Mark dotierte Auszeichnung aus eigener Tasche. 1981 übernahm die Stadt Buxtehude die Trägerschaft für den renommierten Literaturpreis. Das Preisgeld wurde inzwischen auf 10.000 Mark aufgestockt. Daneben dürfen die Preisträger das Symboltier mit nach Hause nehmen: eine 23 Pfund schwere Stahlplastik des „Buxtehuder Bullen“.
Immer wieder bewies die „Bullen“-Jury ein sicheres Gespür für brisante Themen, die im Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten standen. Nicht selten war die Jury dabei sogar dem Trend der Zeit vo-raus, als sie Buchtitel über die Friedensbewegung, die Straßenkinder oder den Kindesmissbrauch prämierte, bevor diese Themen die öffentliche Diskussion erreichten. Bisherige Preisträger waren unter anderem Michael Ende, Klaus Kordon, Gudrun Pausewang und Jostein Gaarder.
In diesem Jahr geht der Jugendbuchpreis an die neuseeländische Schriftstellerin Sherryl Jordan. Sie erhält den „Jubiläums-Bullen“ für ihren Roman Junipers Spiel, eine fantastisch-mystische Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit, die sich mit Gedankenübertragung befasst.
Bei der Preisverleihung, die für den 24. November geplant ist, gibt es ausnahmsweise ein Alternativ-programm, denn die Preisträgerin kann aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen. Nun soll in der Feierstunde ein Video über die Autorin und ihr Leben gezeigt werden. Außerdem wird eine Konferenzschaltung mit Jordan eingerichtet. Statt der sonst üblichen Lesungen in den Schulen gibt es eine Ausstellung mit Plakaten aus der 30-jährigen Geschichte des „Buxtehuder Bullen“. taz/lno
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