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Notarzt für Rotes Kreuz

Insolvenzverfahren gegen Berliner DRK eröffnet. Wohlfahrtsverband ist pleite und hat 100 Millionen Mark Schulden, Präsidium ist zurückgetreten. Senat hofft auf den Erhalt der Einrichtungen und Dienste, 650 Mitarbeiter fürchten um ihren Arbeitsplatz

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit einer Letzten-Hilfe-Maßnahme soll vom Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) der finanzielle Exitus und damit das Aus für den Wohlfahrtsverband abgewendet werden. Vor dem Amtgericht Charlottenburg ist gestern offiziell das Insolvenzverfahren gegen das DRK eröffnet worden. Der Rettungsplan des Insolvenzverwalters Udo Feser hat zum Ziel, einen Vergleich mit den Gläubigerbanken für den mit rund 100 Millionen Mark verschuldeten und zahlungsunfähigen Landesverband zu erreichen. Zugleich soll der Fortbestand des DRK gesichert werden. Einzelheiten des Insolvenzplanes will Feser am Freitag bekannt geben. Bereits im vergangenen Jahr hatte das DRK mit einer Ersten-Hilfe-Maßnahme versucht, durch einen strikten Sparkurs und Entlassungen seinen Schuldenberg abzubauen – ohne Erfolg.

Dass es in dem Feser-Antrag um mehr als nur um den Interessenausgleich der Gläubiger geht, ist offenkundig. Gestern trat das gesamte Präsidium des DRK-Landesverbandes, darunter der Präsident und ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Schütz, von seinen Ämtern zurück. Der Vorstand, sagte DRK-Pressesprecher Dieter Hauptmann zur taz, wolle einen möglichen Neubeginn des DRK nicht blockieren. Auch Betriebsratschefin Ulrike Kremer sieht die Gründe für den möglichen Konkurs in Fehlern des Managements, die jetzt zu weiteren Verlusten von Arbeitsplätzen und Diensten führen könnten.

Ursachen der 100-Millionen-Pleite, erinnerte Hauptmann, seien zum einen die Rentenansprüche von Mitarbeitern, die das Rote Kreuz ausbezahlen müsse und für die keine Rücklagen geschaffen wurden. Zum anderen bestünden hohe Bankverbindlichkeiten. Schließlich habe das DRK, wie andere Wohlfahrtsverbände auch, „massive Probleme“, weil „starke private Konkurrenz sich auf den gleichen Feldern bewegt“ und die Zuschüsse des Landes „zurückgeschraubt wurden“. Dennoch rechnet Hauptmann nicht mit der Abwicklung des Verbandes. Das Insolvenzverfahren sei geeignet, eine Bestandsprüfung zu unternehmen und das DRK zu retten.

Ob allerdings alle Mitarbeiter bis zum Ende des Verfahrens im Herbst ihre Arbeitsplätze behalten können, wollte der Sprecher nicht garantieren. Dies entscheide die Bundesanstalt für Arbeit, die bis zum Abschluss des Verfahrens auch die Gehälter übernimmt. Weil im DRK schlecht gewirtschaftet wurde, haben dies die Mitarbeiter schon einmal zu spüren bekommen. Nach der „Radikalkur“ des früheren Geschäftsführers Jost Brockmann waren zwischen 1999 und 2001 rund 400 Arbeitnehmer entlassen worden. Anstelle des „aufgeblähten Wohlfahrtsladens“ mit 90 Millionen Mark Schulden 1999 wolle Brockmann einen straff geführten Dienstleistungsverein schaffen.

DRK-Dienste wie die Familienberatung in Steglitz oder das Integrationsprojekt für kurdische Flüchtlingsopfer wurden eingestellt. Außerdem sollten Rettungs- oder Notdienste von einer Holding übernommen und Grundstücke versilbert werden – auf denen das DRK allerdings sitzen blieb.

Derzeit sind noch 650 Beschäftigte im DRK tätig, das in Berlin unter anderem Pflegeeinrichtungen, 12 Kitas, psychiatrische Einrichtungen oder den fahrbaren Mittagstisch betreibt.

Mit einer Hoffnung und Warnung reagierte gestern die Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales auf das DRK-Insolvenzverfahren. Die Einrichtung, sagte Regina Kneiding, sei ein wichtiger Träger und „muss erhalten werden“. Zugleich sollten alle geförderten Maßnahmen, wie die im Kinder und Behindertenbereich, vorerst erhalten bleiben und dürften nicht gestoppt werden.

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