Schwarze Firmen suchen schwarze Zahlen

In Südafrika verlangen schwarze Unternehmer Hilfe vom Staat zur Überwindung der Rassengrenzen in der Wirtschaft

JOHANNESBURG taz ■ Peter Vundlas unternehmerische Geschichte ist von Erfolg gekrönt, ein Vorbild für schwarze Bosse. Als Vundla Ende der 80er-Jahre den ersten Waschsalon im Johannesburger Township Soweto eröffnete, arbeitete er noch bei einer Werbefirma und niemand hatte je von dem Konzept „Black Economic Empowerment“ gehört. Mitte der 90er-Jahre besaß er bereits sein eigenes PR-Unternehmen, und heute hat Vundla mehr als 100 Angestellte.

Vundla ist eher die Ausnahme, denn sieben Jahre nach Übernahme der politischen Macht in Südafrika durch den ANC bleibt die weiße Dominanz in der Wirtschaft weitgehend unangetastet. Schon vorbei sind die Tage, als „schwarze“ Unternehmen an der Johannesburger Börse boomten, wo einst 10 Prozent der gehandelten Aktien „Black Chips“ hießen. Jetzt sind es nur noch 4,2 Prozent.

Selbst Schnecken kriechen schneller als „Black Empowerment“, beschrieb sogar Präsident Thabo Mbeki unlängst den Zustand, in dem sich schwarz geführte Unternehmen befinden. „Die Meisten haben bisher nur davon gehört“, sagt der ehemalige Gewerkschaftsboss Cyril Ramaphosa, der wie viele schwarze Politiker zu Beginn der Demokratisierung in Südafrika in die Wirtschaft ging. Für die meisten Schwarzen bleibt der Finanzmarkt verschlossen, Banken sind skeptisch und Anleihen fließen zu Bedingungen, die sich die beginnenden Kleinunternehmer nicht leisten können. Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Einkommensverteilung in Südafrika ist nach wie vor eine der ungleichsten der Welt.

Das soll die „Kommission zur Ermächtigung schwarzer Unternehmer“ (Black Economic Empowerment Commission) ändern, die 1998 unter Ramaphosas Vorsitz entstand. „Kredite und Aufträge sollen nicht nur an Weiße gehen,“ sagt Ramaphosa programmatisch. „Gesetze müssen erlassen werden, wir brauchen stärkere Privatisierung und Prämien für die Beteiligung schwarzer Firmen.“ Wenn die schwarze Mehrheit bei der Transformation der Gesellschaft in Südafrika nicht teilhaben kann, befürchtet er chaotische Zustände ähnlich wie in Simbabwe.

Die Kommission fordert nun, dass in den nächsten zehn Jahren folgende Ziele erreicht werden: Schwarze sollen 25 Prozent der Börsenanteile in Südafrika besitzen; 40 Prozent der Geschäftsführer der an der Börse eingetragenen Firmen sollen „schwarz“ sein; ein Drittel der Produktionsstätten muss in schwarzer Hand sein.

Eine „schwarze“ Firma ist laut Kommission zu mindestens 50,1 Prozent in Besitz Schwarzer, eine „Black Empowerment“-Firma zu mindestens 25,1 Prozent, eine „Firma mit schwarzem Einfluss“ zu 5 bis 25 Prozent. Ein Drittel der Arbeitsaufträge im privaten Sektor Südafrikas soll laut Kommission an nach dieser Definition „schwarze“ Firmen mit mehr als 50 Angestellten vergeben werden. Der Staat soll gar die Hälfte all seiner Aufträge an schwarze Firmen geben und ihnen 40 Prozent seiner Wirtschaftssubventionen reservieren. Die Firmen selbst sollen 30 Prozent ihrer schwarzen Führung mit Frauen besetzen.

Die Vorschläge wurden in Zusammenarbeit mit dem Black Management Forum und dem Black Business Council erarbeitet und dem Präsidenten vorgelegt. David Moshapalo, Vorsitzender des Black Business Council, erklärt: „Wir müssen den Standard anheben und eine starke Infrastruktur für schwarze Unternehmer einführen.“ Die Börse sei nicht das einzige Barometer für wirtschaftlichen Erfolg. „Viele Firmen haben auf wackeligen Füßen begonnen und konnten nicht durchhalten.“ Sie wurden aufgekauft oder erholten sich außerhalb der Börse. Doch es sei nicht fair, wenn nur wenige Schwarze reich würden. Kleine und mittlere Unternehmer bräuchten Beratung, Training und Zugang zu Kapital.

Die vorgelegten Empfehlungen hält Moshapalo für eher konservativ. Er war zuversichtlich, dass sich die Regierung noch im Juli dazu äußern würde. Das geschah jedoch nicht. Erst Ende letzte Woche gab es ein Signal aus dem Präsidialamt, die Ausarbeitung von Gesetzesvorlagen zu beschleunigen und dazu entsprechende Strukturen im Präsidentenbüro schaffen zu wollen. Wie die genaue Umsetzung später aussieht, bleibt unklar. Auch bei der Regierung herrscht Schneckentempo.

„Der Präsident will erst eine Bestandsaufnahme“, so Moshapalo. Aber die weiße und schwarze Wirtschaft kämen von alleine einfach nicht zusammen, meint Starunternehmer Vundla: „Die Weißen haben zu wenig guten Willen gezeigt.“

MARTINA SCHWIKOWSKI