Tote in Nahost

Annan fordert ein Ende der Gewalt und die Rückkehr zum Dialog. Palästinensische Regierung appelliert an die USA

JERUSALEM ap/dpa/rtr ■ Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist am Dienstag nahe der Stadt Kalkilja im Westjordanland ein Autofahrer bei einem Angriff erschossen worden. Wie das israelische Radio meldete, handelte es sich um einen Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft, was nahe lege, dass die Tat ein Missverständnis gewesen sei. Der Mann war auf dem Weg in die jüdische Siedlung Tzofin, als sein Auto von Kugeln durchsiebt wurde. Am Sonntagabend war wenige Kilometer entfernt eine schwangere Israelin in ihrem Fahrzeug erschossen worden.

Israelische Staatsbürger fahren Autos mit gelben Nummernschildern, während die Fahrzeuge der Palästinenser grüne Kennzeichen haben. Das macht es Heckenschützen in der Regel leicht, Israelis und Palästinenser zu unterscheiden und gezielt jüdische Siedler anzugreifen. Bislang hat niemand die Verantwortung für das Attentat übernommen.

In der jordanischen Hauptstadt Amman wurde ein israelischer Diamantenhändler erschossen. Der jordanische Informationsminister Saleh Kallab äußerte die Vermutung, er könne das Opfer einer Abrechnung unter rivalisierenden Banden geworden sein. Allerdings bekannten sich zwei Gruppen zu dem Mord.

UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte am Montagabend die palästinensischen Anschläge und die israelische Politik der gezielten Tötung mutmaßlicher Extremisten. Annan sei „bestürzt über die eskalierende Gewalt“ im Nahen Osten, hieß es in einer Erklärung. Er missbillige Terrorakte wie den Anschlag am Sonntag in Tel Aviv. Ein Palästinenser hatte vor dem Verteidigungsministerium um sich geschossen und zehn Personen verletzt. Der Attentäter erlag seinen Verletzungen.

Der Generalsekretär sei auch „zutiefst beunruhigt über die Tatsache, dass Israel nach wie vor seine Streitkräfte einsetzt, um vorher ausgewählte Palästinenser vorsätzlich zu töten“. Dies verletze die Menschenrechte ebenso wie rechtliche Grundsätze und heize die Situation weiter an. Annan rief beide Seiten auf, den Zyklus der Gewalt zu durchbrechen und zum Dialog zurückzukehren.

Die palästinensische Regierung bat unterdessen die US-Regierung um ein stärkeres Engagement zur Belebung des Mitchell-Planes, der nach einer Waffenruhe eine Phase der Abkühlung und danach die Rückkehr zu Gesprächen vorsieht. Außerdem forderten die Palästinenser in Briefen an US-Präsident George W. Bush und Außenminister Colin Powell erneut die Entsendung von Beobachtern.