: Dampf im kalten Kessel
■ CDU-Landeschef Fischer versucht, den Transrapid wiederzubeleben
Die Befürworter des Transrapid können sich mit ihrer Niederlage einfach nicht abfinden. Deshalb finden und schaffen sie Gelegenheiten, das Thema aufzuwärmen: Die Handelskammer veranstaltete vor wenigen Wochen ein Symposium zur möglichen Zukunft des Magnetgleiters in Europa. Erst kürzlich ließen sich die City-Einzelhändler bei der Vorstellung der Pläne für den Hühnerposten versichern, die Stadt werde sich die Option für den Transrapid an dieser Stelle nicht verbauen. Gestern schließlich hat der CDU-Landesvorsitzende Dirk Fischer versucht, ein wenig Dampf im kalten Kessel zu machen.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte die Wiederaufnahme des Projekts, weil es „von allen Alternativstrecken in Deutschland immer noch das beste und verkehrlich wie ökonomische das zukunftsträchtigste“ sei. Dem Ersten Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) warf er vor, dass dieser sich mit seiner Forderung nach einer ICE-Neubaustrecke anstelle des Transrapid nicht durchgesetzt habe.
Am stärksten drosch Fischer auf Bahnchef Hartmut Mehdorn ein. „Von den Dumping-Zusagen des Herrn Mehdorn ist nichts übrig geblieben“, schimpfte er. Kurz vor dem Aus für den Transrapid am 6. Februar 2000 hatte der Bahnchef versprochen, die Fahrzeit zwischen Hamburg und Berlin innerhalb von anderthalb Jahren auf gut eineinhalb Stunden verkürzen zu können. Angekommen ist die Bahn allerdings erst bei einer Mindestreisezeit von zwei Stunden acht Minuten. Das Ende des Ausbaus hat Mehdorn mittlerweile auf 2004/ 2005 verschoben.
Dabei ist offen, wann die 52 Bahnübergänge entlang der Stre-cke durch Über- oder Unterführungen ersetzt sein werden – eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die ICEs richtig aufdrehen können. Weil die armen ostdeutschen Kommunen kein Geld haben, um ihren Anteil am Umbau der Übergänge zu bezahlen, hat sich die Bundesregierung unlängst bereit erklärt, diese Beträge vorzustrecken. Fischer glaubt jedoch, dass sich der Enthusiasmus der mecklenburgischen Gemeinden auch unter dieser Voraussetzung in Grenzen halten werde, weil sie vom durchrauschenden ICE nur den Lärm abbekommen würden. Gernot Knödler
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