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Hunde, selig seufzend

■ „T-Touch“: Biologin massiert gestresste Tiere

Wenn Karin Petra Freiling ihre Streicheleinheiten verteilt, breitet sich Wohlbehagen aus. Katzen schnurren vor Glück, Hunde seufzen selig und selbst Vögel geben „Köpfchen“. Die 33 Jahre alte Diplombiologin aus Klosterseelte (Samtgemeinde Harpstedt) flüstert, streichelt und massiert gestresste Tiere in den siebten Hunde- oder Katzenhimmel. Das Geheimnis ihrer heilenden Hände heißt „T-Touch“ (Berührung), kommt aus den USA und soll sogar gegen tierische Aggressionen helfen.

Als Karin Petra Freiling im Frankfurter Zoo an ihrer Diplomarbeit schrieb, fiel ihr ein Orang-Utan-Männchen auf: „Das arme Tier riss sich den ganzen Tag büschelweise die Haare aus und biss sich blutig“, erinnert sie sich. Nachdem sie das Tier berührt hatte, ging es dem Menschenaffen sichtlich besser: „Innerhalb von ein paar Tagen hörte das Kratzen und Beißen auf. Und das Fell wuchs auch wieder nach.“

Entwickelt wurde T-Touch von der kanadischen Reitlehrerin Linda Tellington Jones. Ihre sanfte Massage-Methode soll direkt auf das Nervensystem der Tiere wirken. Durch im Uhrzeigersinn kreisende Bewegungen werden behutsam Blockaden abgebaut und Ängste, etwa vor lauten Geräuschen, genommen. „Parallel werden Spannungen abgebaut und das Selbstbewusstsein der Tiere gestärkt,“ sagt Freiling. „Die tiefe, intensive Verbindung zwischen Mensch und Tier ist jedes Mal wieder beglückend,“ schwärmt sie.

Freiling arbeitet eng mit Tierärzten zusammen. Besonders zur Vor- und Nachbehandlung bei ernsthaften Krankheiten oder vor Operationen empfiehlt sie ihre Methode. Sogar unerwünschte Verhaltensweisen und Gewohnheiten sollen sich durch die Technik verändern.

Auf T-Touch setzt auch Karin Walter all ihre Hoffnungen. Vor einem Jahr wurde ihre vierjährige Hündin beinahe von einem Auto überfahren. Seitdem zuckt „Lena“, eine Mischung aus Bobtail und Collie, schon beim leisesten Geräusch zusammen. Nachdem sich die Tiertherapeutin behutsam mit dem Tier vertraut gemacht hat, beginnt sie mit den ersten Touches. Langsam streicht sie Lena von der Kopfmitte zur Ohrspitze: „Dort sind viele Akupunkturstellen, die etwa Atmung und Verdauung anregen.“ Der Hund scheint es zu genießen: Nach einer halben Stunden Behandlung fallen Lena langsam die Augen zu. Kurze Zeit später schnarcht sie leise. dpa

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