Frieden lässt weiter auf sich warten

Trotz einer Einigung aller führenden mazedonischen Regierungsparteien auf einen Friedensvertrag, den auch die UÇK begrüßt, wird Mazedonien von neuen Ausschreitungen und Gefechten erschüttert. Mindestens zwei Menschen getötet

SKOPJE rtr ■ Neue Gewalttaten haben in Mazedonien gestern ungeachtet der Friedensvereinbarungen die Aussicht auf baldigen Frieden gedämpft. In der Nacht wurde ein mazedonischer Polizist westlich von Tetovo bei einem Überfall albanischer Rebellen getötet ein weiterer verletzt, wie die Nachrichtenagentur MIA meldete. In Tetovo kam es nach Polizeiangaben erneut zu Schießereien. Unbestätigten Berichten zufolge wurde bei Veles ein 14-jähriger Albaner von mazedonischen Paramilitärs getötet. Aus Tetovo selbst waren heftige Detonationen und Gewehrfeuer zu hören. „Die mazedonischen Einheiten konzentrieren sich mit ihrem Beschuss auf Teqe (im Westen der Stadt)“, sagte der Polizeichef von Tetovo.

Bereits am Mittwoch war es in mehreren Städten zu Krawallen gekommen, nachdem albanische Freischärler auf der Straße zwischen Tetovo und Skopje zehn mazedonische Soldaten getötet hatten. Die mazedonische Regierung kündigte Vergeltung für den Tod der Soldaten an.

Angesichts der eskalierenden Gewalt bewertete der EU-Vermittler Francois Leotard das Friedensabkommen verhalten. „In der Vergangenheit hat es zu viele Enttäuschungen gegeben, um sich zufrieden zu geben – das, was gestern geschah, eingeschlossen“, sagte er. Die führenden Parteien von slawischen Mazedoniern und Albanern hatten am Mittwoch das Abkommen paraphiert. Am Montag sollte es unterzeichnet werden.

Ein Vertreter der albanischen Untergrundorganisation UÇK begrüßte die Einigung. Das Abkommen stelle alle zufrieden, die Vermittler USA und EU, die Bevölkerung und auch die UÇK, wurde General Gezim Ostreni von einer Tageszeitung im Kosovo zitiert. Er sagte, die UÇK habe mit der Tötung der zehn Soldaten am Vortag nichts zu tun.

Mazedonische Zeitungen konzentrierten sich auf den Tod der Soldaten und werteten die Aussichten auf einen Frieden skeptisch. So kommentierte die Tageszeitung Dnevnik: „Die albanischen Rebellen haben den totalen Krieg erklärt, und das ist das Ende all unserer Hoffnungen auf ein friedliches Ende der Krise.“

Der Nato-Botschafter in Mazedonien, Hansjörg Eiff, begrüßte die Friedensvereinbarungen, verwies aber darauf, die Voraussetzungen für einen Nato-Einsatz seien noch nicht erfüllt. Die Bedingungen seien ein Entwaffnungsplan, der von den Rebellenchefs unterzeichnet werden müsse, und als Voraussetzung dafür eine Amnestieerklärung für die Rebellen.

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