hitzschlag: Stadtplagen
40-Tonner
Ronny, Peter, Daniel, Mike, Kurt, Harry, Klaus, Horst, Uwe – sie heißen, wie sie sich benehmen. Lkw-Fahrer sind eine Stadtplage. Sie stellen nicht nur ihr Namensschild in die Windschutzscheibe, sondern sie rasen mit 70 auf eine rote Ampel zu, biegen ohne Rücksicht auf Radfaher und Fußgänger ab, verstopfen die linke Spur auf der Autobahn, parken grundsätzlich in der zweiten Reihe. Schneller, schneller, schneller – das ist ihre Devise, die sie gemeingefährlich macht. Trifft man sie, entschuldigen sie sich nicht einmal mit „Termindruck“ dafür – sie haben die Marktzwänge internalisiert, und sie sind stolz darauf.
So wie der Fahrer des 40-Tonnen-Sattelschleppers. Er hat gestern früh aus einer soften Sommernacht eine mittlere Katastrophe gemacht: auf der Stadtautobahn am Innsbrucker Platz. Weil er zu schnell in eine Tunnelkurve fuhr, bremste der 57-Jährige seine schwere Mordmaschine abrupt. Der Wagen brach aus, prallte drei Mal gegen die Tunnelwand und kippte wie durch ein Wunder nicht auf die Seite, sodass die kommenden Autos auf einer freien Fahrspur vorbeikamen. Der Fahrer flüchtete sofort – in einen Schock.
Die Straße blieb stundenlang gesperrt, und niemand weiß, wie viele Ehen zerbrachen, weil die Pärchen sich im nächtlichen Stau stehend zerstritten. Damit die Zahl solcher Dramen abnimmt, will die Bundesregierung den Lkw-Verkehr reduzieren: durch eine Autobahnmaut. Das Berliner Fuhrgewerbe lehnt die Gebühr natürlich ab. Nicht ohne zu drohen, die Fahrer könnten mit ihren lärmenden Dieselstinkern auf andere Routen ausweichen. Die Kiezplagen Ronny, Peter, Daniel usw. fahren dann mit 120 durch verkehrsberuhigte Zonen – Tag und Nacht. RICHARD ROTHER
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