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Frankreich traut sich wieder nach Ruanda

Erster Besuch eines französischen Außenministers seit dem Völkermord von 1994. Von Selbstkritik keine Spur

BERLIN taz ■ Zum ersten Mal seit dem Völkermord in Ruanda ist gestern ein französischer Außenminister in das afrikanische Land gereist. Der Sozialist Hubert Védrine traf gestern Nachmittag auf der zweiten Station seiner Reise durch Zentralafrika in der ruandischen Hauptstadt Kigali ein. Nach Vorankündigungen aus Paris war anders als bei den meisten ausländischen Besuchern in Ruanda keine Visite bei einer der Gedenkstätten für den Völkermord vorgesehen.

Vor 1994 war Ruanda unter dem Hutu-Präsidenten Juvenal Habyarimana der engste Partner Frankreichs in Ostafrika. Zwischen April und Juni 1994 wurden dann schätzungsweise 800.000 Menschen, zumeist Tutsi, von radikalen Hutu-Milizen und ruandischer Armee umgebracht. Viele der Täter waren zuvor von französischen Militärausbildern trainiert worden und zogen sich nach Zusammenbruch des für den Völkermord verantwortlichen Regimes unter dem Schutz einer französischen Eingreiftruppe in das Nachbarland Zaire zurück. Noch vor einem Monat sagte aber Außenminister Védrine in einem Interview, weder sei Frankreichs Politik in Ruanda ein Fiasko gewesen noch habe sich Frankreich schuldig gemacht.

In Kigali sollte es hauptsächlich um den Kongokrieg gehen, bei dem Ruanda durch Unterstützung der größten Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) eine wichtige Rolle spielt. Auf der ersten Etappe seiner Reise hatte Védrine gestern Morgen in Uganda den Führer der von Uganda unterstützten Rebellenbewegung MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung), Jean-Pierre Bemba, getroffen. Bemba sei „ein Mensch konstruktiven Geistes, der sich für die Einheit des Kongo einsetzt“, sagte Védrine danach. Uganda agiere mit dem Rückzug des Großteils seiner im Kongo stationierten Truppen „beispielhaft“. D.J.

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