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unterm strich

Wir bleiben im religiösen Raum. Der Kulturticker ist voller kirchlicher Nachrichten, die Kultur-Kultur ist in Urlaub gegangen. Daher nun also die vollkommen irrelevante Meldung, dass die Zahl der Taufen und Hochzeiten im Bistum Münster im Jahr 2000 leicht gesunken ist. Es wurden nämlich 1.350 Kinder weniger getauft als im Jahr zuvor, teilte das Bistum am Dienstag mit. Und es wurden auch ganze 269 Paare weniger getraut.

Ebenfalls im religiösen Raum, in der Kirche des Feminismus, ist die Gardinenpredigt anzusiedeln, die die 81-jährige Schriftstellerin Doris Lessing ihren Mitschwestern gehalten hat. Sie ist schockiert über die Abwertung der Männer. Wir können ja darüber berichten, da wir – siehe oben – das noch nie mitgemacht haben. Doris Lessing war nun in einer Schule, in der die Lehrerin Beifall heischend erklärt habe, Kriege seien auf die angeborene Gewalttätigkeit von Männern zurückzuführen. „Da saßen die kleinen Mädchen fett, selbstgefällig und eingebildet, während die kleinen Jungs zusammengesunken waren, sich für ihre Existenz entschuldigten und dachten, dass das so ihr ganzes Leben lang weitergehen würde. Das passiert überall in den Schulen und niemand sagt ein Wort.“

Die Schriftstellerin klagte, ein Teil der „großen Energie“ des Feminismus sei „in heißer Luft und schönen Worten verloren gegangen“, während man sich doch darauf hätte konzentrieren sollen, Gesetze zu ändern. Zwar hätten wir, also die Frauen, nun die gleiche Bezahlung (tatsächlich? d.R.), „aber die wirkliche Gleichheit gibt es erst, wenn die Sorge für die Kinder geregelt (geteilt? d.R.) ist. Und das ist noch nicht geschehen, jedenfalls nicht für jene, die es wirklich brauchen“, sagte Lessing.

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