: Seelenheil
■ Vor, statt oder nach dem Klinikaufenthalt: Tagesklinik für Psychosomatik eröffnet
Die sechs ÄrztInnen, TherapeutInnen und PflegerInnen der Tagesklinik für Psychosomatik und Schmerztherapie sind so etwas wie DolmetscherInnen. „Unsere Aufgabe ist, vom Körperlichen zum Seelischen zu übersetzen“, sagt Sabine Zahn, Ärztin der gestern eröffneten Station im Krankenhaus Rissen. Die Heilung der Seele kann erst beginnen, wenn erkannt ist, wo die tieferen Ursachen der unerklärlich scheinenden Durchfälle oder der Atemnot liegen. Oder wenn PatientInnen Zusammenhänge merken zwischen der regelmäßigen Migräne nach Besuchen bei den Eltern oder einem Streit im Büro.
Die Tagesklinik ist die einzige ihrer Art in Hamburg. Die PatientInnen bleiben meist vier bis sechs Wochen, für viele ist es der Einstieg in eine längere und ambulante Psychotherapie. Sie kommen, weil sie einen stationären Auftenhalt nicht wollen oder nicht können oder schon hinter sich haben, weil sie ihre Kinder nicht alleine lassen können oder jemanden zu pflegen haben.
„Die meisten Patienten haben einen siebenjährigen Leidensweg hinter sich, bevor sie zu uns kommen“, sagt Sabine Zahn. So lange wird an den körperlichen Beschwerden herumgedoktert, ohne die seelischen Ursachen zu sehen und zu therapieren. „Viele Ärzte gehen noch immer sehr schulmedizinisch vor“, sagt Zahn. Und viele hätten auch immer noch Berührungsängste zu den KollegInnen, die für die Seelen in den Körpern zuständig sind.
Wenn die Patienten ihren Beschwerden dann irgendwann selbst auf die psychosomatische Spur kommen oder ein Arzt das tut, vergehen meist vier bis sechs Wochen, bis die Therapie beginnen kann. Denn obwohl die offiziell erst ges-tern eröffnete Tagesklinik schon seit Beginn des Jahres arbeitet, sind die zwölf Plätze immer belegt.
Während der Therapie sind die Tage der PatientInnen gefüllt: Sie beginnen um 8.30 Uhr mit einer Gesprächsgruppe und einem gemeinsamen Frühstück. Es folgen Feldenkrais-, Bewegungs- oder Entspannungstherapie, PatientInnenkonferenz, einzel- oder gruppenpsychotherapeutische Sitzungen. „Viele erleben es schon als sehr entlastend, festzustellen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten und Ängsten nicht alleine sind“, sagt Zahn. Sandra Wilsdorf
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen