: Wege durchs Labyrinth zu sich selbst
Die Berliner Künstlerin Li Shalima hat im märkischen Schöbendorf ein natürliches Labyrinth zwischen Maiskolben geschlagen, das die Gesetze von Weg und Ziel erklären soll. Verirren soll sich aber niemand auf den wirren Wegen
Li Shalima hat ihr Buschmesser gewetzt. Drei Tage benötigte die Künstlerin aus Berlin, um ein 5.000 Quadratmeter umfassendes Labyrinth in ein Maisfeld zu schneiden. Gäste können das Kunstwerk am Märkischen Hof in Schöbendorf südlich von Berlin ab Sonntag an den Wochenenden besuchen.
Shalima will Kunst in der Natur erfahrbar machen. Das Labyrinth symbolisiere die „Wendung zum positiven Denken“, erklärt die Malerin und Autorin ihr Werk. Es zeige den Weg zur Mitte und damit zu sich selbst. „Ein Labyrinth darf nicht mit einem Irrgarten verwechselt werden“, betont Shalima, „denn das Labyrinth beschreibt die Gesetze von Weg und Ziel und steckt voll positiver Bilder, die Vertrauen in den Sinn des eigenen Lebens geben. Verwenden wir aber den Begriff ‚Irrgarten‘, geht uns das Labyrinth verloren.“
So kann sich der Besucher in dem Kunstwerk auch nicht verlaufen. Ein Weg führt durch sieben in Halbkreisen angeordnete Gänge aus derzeit zwei Meter hohen Maispflanzen ins Zentrum des Labyrinths. Bänke laden zum Verweilen ein, Schilder mit philosophischen Gedanken sollen zum Nachdenken anregen. „Es dreht sich nicht darum, möglichst schnell am Ziel anzukommen, sondern das Naturerlebnis zu genießen“, sagt Shalima. Für sie ist das Labyrinth ein „philosophisch-spiritueller Weg zur Umkehrung von negativen in positive Gedanken“. Aber sie will ihre Besucher nicht überfordern. Vor allem komme es auf das spielerische Erfahren an. „Wir wollen hier keine Ideologien verbreiten.“
Zum Thema Labyrinth gibt es in einer Scheune des Hofs auch eine Ausstellung mit Bildern der Künstlerin. Zusätzlich werden Workshops angeboten, in denen unter anderem Kunstobjekte für das Labyrinth angefertigt werden können. Das Labyrinth will die Künstlerin auch in den kommenden Jahren ins Maisfeld schneiden. Ihr Traum ist ein dauerhaftes Labyrinth aus Obsthecken. MICHAEL WINCKLER, DDP
Das Labyrinth und die Ausstellung sind bis zum 28. Oktober samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Mark, ermäßigt 8 Mark. Weitere Informationen oder Anmeldungen: Märkischer Hof – Art Gallery, Luckenwalder Str. 9, 15837 Schöbendorf, Tel.: (03 37 04) 6 54 11
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