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Ausgrenzendes Denken

betr.: „Er fühlte sich nur verwaltet“, taz vom 14. 8. 01

Schon beim flüchtigen Lesen fällt auf, wie stark das ausgrenzende Denken bei einigen an diesem Prozess Beteiligten ausgeprägt ist. Vielleicht sind diese so gar exemplarisch für die Gesamtgesellschaft.

Der „psychiatrische“ Gutachter bescheinigt Werner B. Narzissmus, so als wäre das die Krankheit eines Einzelnen. Wir (Grüße an M. Rutschky), wir alle sind mehr oder weniger narzisstisch. Entscheidend ist doch, ob man seinen Narzissmus selbstkritisch reflektiert oder ob man ihn „herrisch“ auslebt. Paranoide Züge sind ebenfalls bei den meisten Menschen zu finden. Wenn man immer wieder neue Anläufe unternimmt, um sich in der Gesellschaft zu integrieren und immer wieder zurückgewiesen wird, ohne sich das erklären zu können, werden die Selbstzweifel so stark, dass man jegliche Form der Ablehnung sehr persönlich nimmt und glaubt, die anderen wollten einem Böses.

Die Äußerung des Sohnes des Direktors ist zwar menschlich verständlich, stigmatisiert aber Werner B. zum Dauerversager, zementiert dessen Ausgegrenztsein. KLAUS BAUM, Hemme

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