: Abgestürzt
Air Afrique, die gemeinsame Fluglinie des frankophonen Afrika, wird liquidiert. Air France übernimmt den Rest
BERLIN taz ■ Die panafrikanische Fluglinie Air Afrique ist tot. Die Staats- und Regierungschefs der elf beteiligten Länder aus dem frankophonen Afrika beschlossen am Dienstagabend zum Abschluss eines Gipfeltreffens in Brazzaville, Hauptstadt der Republik Kongo, die Liquidierung des prestigeträchtigen Unternehmens. An seiner Stelle soll eine „Nouvelle Compagnie Air Afrique“ treten, bei der die französische Air France den größten Einzelanteil halten wird.
Air Afrique entstand 1961 als gemeinsames Unternehmen der ehemaligen französischen Kolonien Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Kongo-Brazzaville, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal, Togo, Tschad und Zentralafrikanische Republik und verbindet die Hauptstädte dieser Länder mit dem Rest der Welt, an erster Stelle mit Paris. Vor allem die ärmeren Binnenstaaten des frankophonen Afrika hängen für ihre Außenverbindungen von der Fluglinie ab, die allerdings notorisch unzuverlässig und seit einiger Zeit praktisch bankrott ist. Seit 1993 musste das Unternehmen viermal von den teilhabenden Staaten, die größtenteils auch kein Geld haben, mit Sonderzuwendungen aus der Klemme geholt werden. Die fünf Airbusse von Air Afrique sind von Schuldnern gepfändet.
Die Weltbank empfiehlt den teilhabenden Regierungen seit Jahren die Privatisierung der Fluglinie und ließ zu Jahresanfang ein US-Beratungsunternehmen Zukunftspläne für Air Afrique erstellen. Daraufhin wurde ein Angestellter dieses Unternehmens Interimsverwalter der Fluglinie – ausgerechnet Jeffrey Erickson, einstiger Chef der pleite gegangenen TWA. Als der empfahl, 2.000 der 4.500 Angestellten zu entlassen, kam es zu massiven Protesten in mehreren Ländern. Noch im Juni lehnten die afrikanischen Staatschefs eine Liquidierung des Unternehmens ab.
Dass es jetzt doch dazu kommt, wird auf Druck von Air France zurückgeführt, das Planungen für eine Kooperation mit Air Afrique zurückhaltend gegenübersteht und lieber den Konkurrenten auf den lukrativen Westafrikarouten gänzlich ausschalten will. In der neuen Konstruktion hält Air France nun 35 Prozent der zu gründenden Nachfolgegesellschaft, der Anteil der elf afrikanischen Länder wird auf 22 Prozent gesenkt. Den Rest, abgesehen von fünf Prozent Anteile des Personals, halten Banken. In einer ersten Stellungnahme machte Air France gestern klar, sie denke nicht daran, alle Angestellten der bisherigen Fluglinie zu übernehmen. D.J.
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