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Grüne bestehen auf Prüfung aller Brennstäbe

Beim Verladen rissen in Biblis Brennstäbe aus der Verankerung. Hessens Grüne wollen nun wissen, ob ein Konstruktionsfehler vorliegt

FRANKFURT taz ■ Gestern begann RWE Power mit der Bergung der im Abklingbecken versunkenen Brennelemente im AKW Biblis, Block B. Bis dahin hatten die strahlenden Stäbe auf einem Lagergestell gestanden, schräg angelehnt an einen Transportbehälter und provisorisch gesichert mit mehreren Seilen. Vor zehn Tagen war der Kopf des Brennelements abgerissen und das fast 800 Kilogramm schwere Gebinde aus Brennstäben im Becken einen halben Meter tief gesunken.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im hessischen Landtag, Ursula Hammann, fordert als Folge dieses Unfalls gestern die umgehende Untersuchung der Verladevorgänge in den Abklingbecken aller Atommeiler – sowie eine Prüfung der Brennelemente. Der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) hatte den Störfall allein mit einem „Bedienungsfehler des Kranführers“ begründet. Damit sei die Sache nicht erledigt, sagte gestern Hammann, die sich am Montag im Atommeiler von RWE Power über den Unfall hatte unterrichten lassen. Im Umweltausschuss des Landtages will sie heute Dietzel zur Rede stellen und erfahren, wie es passieren konnte, dass sich der Bajonettverschluss des Brennelementes „wie ein aufgehender Reißverschluss“ öffnete. Und warum es keine elektronischen Hilfsmittel für das Verladen von Brennelementen in Abklingbecken gibt.

Hammann kritisiert, dass die Kranfahrer „nach Augenmaß“ arbeiten müssten, obwohl die Verladung unter Wasser stattfinde: „Es ist ein Wunder, dass nicht schon früher etwas passiert ist.“ Die Abgeordnete stellte zudem gestern einen Antrag auf Zulassung der Öffentlichkeit im Umweltausschuss. Auch die Umweltverbände BUND und BBU protestierten gegen die „Geheimhaltungspolitik“ von CDU und FDP, die gestern auf „nicht öffentlicher Sitzung“ bestanden.

Der bislang einzigartige Unfall passierte im AKW Biblis, als abgebrannte Brennelemente aus dem Abklingbecken per Kran in einen Transportbehälter verladen werden sollten. In einer Tiefe von fünf Metern unter Wasser blieb das Kopfteil eines Brennelementes im Greifer des Krans hängen – der „Rest“ sank hinunter. Das gesunkene Brennelement wird nun mit einem „käfigartigen Geschirr“ von dem vorhandenen Kran in eine sicherere Position im Lagerbecken gebracht. Danach kann das Brennelement auf Schäden untersucht und das so genannte Vorkommnis rekonstruiert werden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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