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Das Amt schlägt zurück

■ Fachleute vom Planungsamt kritisieren den SPD-Chef

Die Mitarbeiter im Bremer Stadtplanungsamt sind stocksauer. „Stadtplanung scheint ein Thema zu sein, zu dem jeder seine Meinung hat“, heißt es in einem offenen Brief von 13 Mitarbeitern dieses Amtes, „wir vermissen in dieser Debatte vor allem Sachverstand und Verantwortung.“ Dies ist auf den SPD-Fraktionsvorsitzenden gemünzt, der in einem Weser-Kurier-Interview gestern die Machtfrage gestellt hatte: „Da entsteht der Eindruck, dass der Chef des Planungsamtes politische Entscheidungen trifft. Das muss aber in den Händen der politischen Führung liegen.“

In der Sache geht es um die Debatte, ob die Stadt prägnante Bauwerke braucht und ob das im Einzelfall auch Hochhäuser sein dürfen. Der offene Brief formuliert sehr deutlich die Linie, die auch Planungsamts-Chef Detlev Kniemeyer vertritt: Die Stadt soll „auch langfristig für uns alle ihr Gesicht wahren. Dazu gehört auch, dass wir nicht jedem modischen Trend folgen wollen und zu mehr Besonnenheit und weniger Spektakel raten.“ Und dann gehen die Behördenmitarbeiter direkt auf die Hochhaus-Debatte ein: Die Grünen-Politikerin Helga Trüpel habe sich „von dem Zech-Imperium überzeugen lassen, dass Hochhäuser im Technologiepark gut sind. Wir als Stadtplaner können uns nicht erinnern, jemals von den Politikern um Rat zu diesem Thema gefragt worden zu sein. Aber in Modefragen lässt sich niemand gerne reinreden.“

Diese Formulierungen richten sich aktuell gegen den SPD-Fraktionschef. Böhrnsen hatte erklärt: „Im Technologiepark müssen die Flächen optimal genutzt werden. Dazu gehört auch der Bau von Hochhäusern. Dies sollte zu einer generellen Linie im Technologiepark werden.“

Der städtebauliche Streit betrifft auch den brach liegenden wilden Parkplatz im Herzen der Stadt auf dem Teerhof. Eigentlich sollte dieser Platz für „Kultur“ genutzt werden, aber dafür gibt es seit Jahren kein Geld. Die Gruppe Zechbau/Justus Grosse hat auch für diesen Platz Pläne, die sie von den renommierten Hamburger Architekten Bothe/Richter/Teherani entwerfen ließ: Direkt gegenüber der Schlachte könnten zwei Glas-Türme entstehen, deren große Fensterflächen sich abends in der Weser spiegeln, oben ein Restaurant mit Panorama-Blick über die Altstadt, ein Hotel „am Wasser“, insgesamt 15.000 Quadratmeter Nutzfläche auch für die eine oder andere Firma, die einen zentralen Ort für ihren repräsentativen Firmensitz sucht (siehe unser Foto von dem Modell).

Wenn die Stadt mitzieht, würden die Bauherren auch gern viel Platz für Kultur reservieren und damit den Publikumsverkehr auf der Mitte zwischen Neustadt und Altstadt schaffen, den man auf dem Teerhof bisher vergebens sucht. „Kulturelle Angebote, Restaurants und Cafés würden endlich Leben auf den Teerhof bringen“, zeigt sich Karin Krusche, baupolitische Sprecherin der Grünen, begeistert. „International renommierte Architekten“ sollten sich in einem Investorenwettbewerb Gedanken machen, die Höhe der angrenzenden Wohnhäuser dürfe keine Einschränkung für die architektonische Qualität sein. „Bremen ist nicht Manhatten“, so die Grüne, „aber auch nicht Posemuckel.“ Am Dienstag wollen die Bauherren vom „Zech-Imperium“ dem Leiter des Planungsamtes ihre Idee vorstellen und ahnen, dass auch sie unter das Verdikt „Horizontverschmutzung“ und „weniger Spektakel“ fallen. K.W.

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