: Kita-Plätze im Westen
■ Sternipark eröffnete neuen Waldkindergarten in Rissen
Nicht kleckern sondern klotzen will Hamburgs SPD und bis zu 4000 neue Kita-Plätze jährlich schaffen, wenn man dem Wahlversprechen glauben kann, um bis zum Jahr 2005 einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für Berufstätige durchzusetzen. Ein bisschen gekleckert wurde nun vorab schon mal in Rissen. Kurzfristig und unbürokratisch beschlossen das Amt für Jugend und der Verein Sternipark, in einem neu gebauten Holzhaus, das ursprünglich als Schlecht-Wetter-Unterkunft für den seit zwei Jahren bestehenden Waldkindergarten gedacht war, eine dritte Gruppe unterzubringen. Der Gruppenraum für die 20 Waldkinder, die sich außer bei Blitz und Donner fast nur im nahegelegenen Klövensteen aufhalten, wurde kurzerhand in eine Integrationsgruppe mit 15 Plätzen „umgewidnet“, wie Kita-Leiterin Petra Eggers berichtet.
„Wir hatten ja ein wenig Luft bekommen durch die Elternmehreinnahmen und dies hier in Plätze umgesetzt“, sagte der SPD-Landeschef Olaf Scholz, der den Kindergarten am Samstag zusammen mit Schirmherrin Heidi Kabel offiziell eröffnete. Um den Platzausbau in größerem Umfang zu starten, brauche man jedoch eine neue Legislaturperiode. Es sei nach wie vor Ziel, so Scholz, die Kinderbetreuung auf den Standard europäischer Nachbarstaaten zu bringen und Deutschland „kinderfreundlicher“ zu machen. Zeige doch ein internationaler Vergleich, dass Deutschland mit Spanien und Italien drei Dinge gemein habe: die geringste Frauenerwerbsquote, die wenigs-ten Kinderbetreuungsmöglichkeiten und die geringsten Geburtenraten.
Der 1,5 Millionen Mark teure Neubau, der von der Stadt mit rund 900.000 Mark bezuschusst wird, hatte sich verzögert, weil Nachbarn in kommunalen Gremien gegen die Lärmbelästigung protestierten. Man sei mit so „putzigen Ideen“ konfrontiert worden wie der, dass Kinder sich nur in der Zeit im Freien aufhalten dürfen, in der auch Rasen gemäht werden darf, berichtet Sternipark-Geschäftsführer Jürgen Moysich. Weil die Nachfrage in Rissen so groß sei - über 40 Kinder stehen auf der Warteliste - erwäge Sternipark nun sogar noch einen Anbau für weitere 20 Plätze. Moysich: „Es gibt in Hamburgs Westen einen eklatanten Mangel an Kita-Plätzen.“ Ältere Bedarfsplanungen gingen noch davon aus, dass Mütter in eher wohlhabenderen Gegenden nicht arbeiten gehen wollten.
Damit sie dies auch wirklich tun können, sind auch die nun vom Amt bewilligten Halbtagsplätze allerdings noch nicht optimal. „Wir bieten bis zu sechs Stunden Betreuung an, obwohl nur vier bis fünf Stunden vorgesehen sind“, erklärt Moysich. Die Differenz zahle der Verein derzeit noch selbst. Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen