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Südafrika zelebriert Antirassismus

In zehn Tagen beginnt in Südafrika die UN-Konferenz gegen Rassismus. Heute schon starten im Gastgeberland antirassistische Aktionen, an denen sich die gesamte Bevölkerung beteiligen soll. Vizeaußenminister: „Wir können als Inspiration gelten“

aus JohannesburgMARTINA SCHWIKOWSKI

Mit dem Klang von Kirchenglocken wird heute zur Mittagszeit in Südafrika der offizielle Countdown zur Weltrassismuskonferenz eingeläutet. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Lichter und Laternen zu entzünden, Autofahrer sollen für einen Moment ihre Scheinwerfer einschalten, Bürgermeister haben religiöse und soziale Gruppen aller Hautfarben in ihren Gemeinden angehalten, die Kampagne „Fackeln der Toleranz“ zu unterstützen. Wer nicht teilnehmen kann, soll einen Moment innehalten und sich mit Südafrikas Grundsätzen vereinen: Das Land symbolisiert mit dieser Aktion zum Auftakt der am 31. August beginnenden einwöchigen Konferenz in Durban, dass sich der ehemalige Apartheidstaat nichtrassistischen Idealen verpflichtet hat.

Die Standortwahl einer UN-Konferenz gegen Rassismus, Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz könnte aus offizieller südafrikanischer Sicht besser nicht sein. Südafrika ist das Land, in dem das üble System der Rassentrennung per Gesetz mehr als vier Jahrzehnte der schwarzen Mehrheit des Landes die menschliche Würde zugunsten einer weißen privilegierten Minderheit entzog. „Die Vereinten Nationen haben Südafrika für die Austragung der Konferenz gewählt, weil wir als Projekt gesehen werden, wie wir mit Rassismus umgehen. Wir können als Inspiration für andere Länder gelten in unseren Bemühungen, eine Nation zu bilden“, sagte Südafrikas Vizeaußenminister Aziz Pahad. „Als Gastgeberland versuchen wir, einen gemeinsamen Ansatz gegen das weltweit grassierende Phänomen Rassismus zu finden.“

Etwa 14.000 Delegierte aus aller Welt, darunter 30 Präsidenten und 160 Außenminister, werden sich mit dieser schwierigen Frage auf der 33 Millionen Mark teuren Konferenz in Durban beschäftigen. Doch noch vor der offiziellen Eröffnung am 31. August wird vom 28. August bis 1. September ein Forum von religiösen und ethnischen Gruppen sowie 407 Nichtregierungsorganisationen Debatten und Präsentationen liefern, die möglicherweise zu einer lebhafteren Diskussion führen werden als die Konferenz selbst. Opfer von Rassismus werden zu Wort kommen, sagt Julialynne Walker, Programmkoordinatorin des NGO-Forum, das mit der „Südafrikanischen Nationalen NGO-Koalition“ (Sangoco) die Seminare plant. „Wir geben den Debatten ein menschliches Gesicht.“ Protestkundgebungen zu Themen wie zum Beispiel Landlosigkeit werden ebenfalls vom NGO-Forum koordiniert.

Am 1. September plant dann der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) mit seinen Partnern, dem Gewerkschaftsbund Cosatu und der Kommunistischen Partei SACP, einen Marsch gegen Rassismus. Südafrikas Oppositionsbündnis „Demokratische Alternative“ (DA) hat zudem beantragt, die Lage in Simbabwe und die Gewalt gegen weiße Farmer dort auf die Tagesordnung der Konferenz zu setzen.

„Die Landenteignung in Simbabwe wird auf der Konferenz nicht diskutiert, da es angeblich keine Frage von Rassismus, sondern von Macht ist“, sagt dazu Walker. „Wer jedoch in Workshops darüber sprechen möchte, ist willkommen.“

Für die Vernetzung von Computern sind zehn Kilometer Kabel verlegt worden. Die Regierung versichert, alle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um gewaltsame Proteste von so genannten Gegnern der Globalisierung zu verhindern. Wenn am 7. September die Konferenz beendet wird, sollen die heute entzündeten Lichter erlöschen, und die Menschheit soll im Kampf gegen Rassismus ein Stück vorangekommen sein.

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