piwik no script img

Wer in Australien studiert, bezahlt dafür

Früher oder später werden Studis zur Kasse gebeten: Man kann sofort zahlen oder sich die Gebühren stunden lassen

Wer in Australien studiert, zahlt. Ein Jahr Medizin- oder Jurastudium kostet einen Australier derzeit 5.593 australischer Dollar, Natur- und Ingenieurwissenschaften knapp eintausend Dollar weniger. Ein Schnäppchen sind geisteswissenschaftliche Kurse. Dafür muss man schlappe 3.356 Dollar jährlich berappen. (Ein australischer Dollar entspricht derzeit rund 0,57 Euro.)

Der Studierende zahlt seinen Anteil an den Studiengebühren nicht der Universität direkt, sondern indirekt über das Higher Education Contribution Scheme – einen HECS genannten Beitragsplan zur akademischen Ausbildung – an eine Behörde der Bundesregierung. Damit niemand wegen geringer finanzieller Mittel vom Studium ausgeschlossen wird, kann sich der angehende Akademiker die Gebühren nach diesem Beitragsplan bis zu seinem Abschluss anschreiben lassen. Zurückzuzahlen sind die Schulden, sobald ein Absolvent in seinem Beruf eine bestimmte Einkommensschwelle überschreitet. Derzeit liegt diese bei einem Jahreseinkommen von 22.000 australischen Dollar (etwa 26.000 Mark).

Je mehr der Uni-Abgänger schließlich verdient, umso mehr behält der Staat auch bei der Lohnsteuerabrechnung zur Rückzahlung der HECS-Schulden ein. Zwischen drei und sechs Prozent des Jahresgehalts muss so bis zur vollständigen Rückzahlung der Schulden abgeführt werden. Restbeträge werden jährlich der Inflation angeglichen; Zinsen werden – noch – nicht fällig. Wer größere Beträge der Studiengebühren vorstreckt oder auf einmal zurückbezahlt, dem winken Vergünstigungen von bis zu 25 Prozent der überwiesenen Summe. Über drei Viertel der australischen Studenten bezahlen ihre Studiengebühren mit Hilfe des HECS-Planes.

Die Einkünfte, die die Universitäten daraus erhalten, belaufen sich im Bundesschnitt auf einen Anteil an den Gesamteinnahmen von 11 Prozent. Dieser Anteil wird aber stetig kleiner. Seit 1998 haben sich unter der konservativen Liberal-Regierung die Rahmenbedingungen der australischen Hochschulfinanzierung geändert. Nun dürfen Universitäten 25 Prozent ihrer Studienplätze auf eigene Faust nicht nur an Ausländer, sondern auch an Australier verkaufen.

Und war vor 98 die Zahl der Studienplätze für Australier noch direkt abhängig von den über das HECS-System finanzierten Studienplätzen, so dürfen die Verwaltungen jetzt frei die Studentenzahlen an ihren Fakultäten bestimmen. Dabei wächst die Gruppe der Privatstudenten. Der Anteil aus deren Studiengeldern an den Einnahmen der Monash Universität in Melbourne, Australiens größter Uni, zum Beispiel übersteigt inzwischen knapp den Anteil aus den Einnahmen über das staatliche HECS-System. MARTIN BOTH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen