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Du und Dein Weltraum

Das „erlebnis raumfahrt“ soll Besucher der Verbrauchermesse für Satelliten, Raumstationen und die Marsbesiedlung begeistern  ■ Von David Böcking

Die Antworten auf große Fragen sind manchmal überraschend simpel. So ließ der kürzlich verstorbene Douglas Adams in seiner „Per Anhalter durch die Galaxis“-Trilogie einen Computer die Zahl 42 als den Sinn des Lebens errechnen. Und mit der Erkenntnis, dass die Galaxis „wie ein Knochen“ aussieht, überrascht nun wiederum Dr. Franz-Peter Spannhorst.

Der Wissenschaftler beschreibt so die Form eines Modells, welches das „gerechnete Wissen der Menschheit um das Universum“ plastisch darstellt und die erste Station von „erlebnis raumfahrt“ sein wird. Ab dem 31. August zeigt die Sonderausstellung auf der Verbrauchermesse „Du und Deine Welt“ (siehe Kasten) allerlei Wissenswertes über die Weltraumforschung. Organisator ist die Raumfahrt Ini-tiative Deutschland (RID), in der sich „führende Unternehmen der Branche“ zusammengeschlossen haben und deren Vorsitzender Spannhorst ist.

Um die Forschung vorübergehend aus dem „Elfenbeinturm“ zu holen, in dem sie sich meist abspielt, sei die Ausstellung entwi-ckelt worden, erzählt Spannhorst. Und damit auch Otto und Ottilie NormalbürgerIn einmal erfahren, wie es ist, Raketen ins All zu schießen, geht es nach Besichtigung des „Knochens“ weiter ins Kontrollzentrum „Korou“. Im Nachbau des Weltraumbahnhofs auf Französisch-Guyana will die europäische Trägerrakete Ariane 5 von Besuchern betankt und gecheckt werden, bevor sie Dank im Boden integrierter Subwoofer und Nebelmaschinen recht realistisch „starten“ kann.

Wenn alles glatt läuft, ist Ariane acht Minuten später im All und der Besucher gedanklich mit ihr: Im „Blue Planet“ lernt er, dass die Satelliten, die Ariane transportiert, nicht nur zur Erweiterung des Fernsehangebots dienen. So können die Geräte laut Spannhorst bei Naturkatastrophen Hilfsmaßnahmen überwachen oder auch Tanker, die illegal Öl verklappen, in weniger als einer Sekunde an die Küstenwache melden. Und wenn es dann im All zu frostig wird, kann man sich in ein Modell des Forschungsmodells „Columbus“ retten, wie es die europäische Weltraumbehörde ESA für die Internationale Raumstation ISS baut. Dort sorgen ein aufrecht stehendes Bett, ein Raumanzug und ein Forschungslabor für spaciges Ambiente. „Gewisse haptische Erlebnisse“ bringt laut Spannhorst im Anschluss ein Weltraumspaziergang um die Station herum, 3D-Brillen machen ihn möglich. Zum Schluss wartet „zum Entspannen und Sinnieren“ der „Space Dome“, wo unter anderem die Kiffer-Kult-Sendung „Space-Night“ läuft, die RID zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk produziert.

Dass die Besucher im Anschluss an das „erlebnis raumfahrt“ tatsächlich ein wenig „sinnieren“, ist den Veranstaltern nicht unwichtig. In Deutschland hätten sie bis jetzt keine allzu große Lobby, bedauert Spannhorst, immerhin habe die Bundesregierung im Mai endlich ein zweites Raumfahrtprogramm verabschiedet. Aber den Forschern seien auch „visionärere Projekte“ wie ein Flug zum Mars, mit dem Fernziel, ihn zu besiedeln, ein Anliegen.

Bei solchen Vorhaben müsse man jedoch „in anderen Maßstäben“ denken, als es Politiker aufgrund ihrer begrenzten Amtszeiten gewöhnlich täten. Und daher soll auch die Bevölkerung verstärkt für die Raumfahrt begeistert werden. Vorbild sind die Amerikaner, die nach Spannhorsts Ansicht relativ geschlossen hinter Projekten wie einer Mars-Besiedlung stehen.

Allerdings, ein wenig Zeit für die Überzeugungsarbeit bleibt der RID wohl noch: Für regelmäßige Flüge zum roten Planeten wäre ein Photonenantrieb nötig. Dessen Entwicklung, so Spannhorst, könne noch einmal „50 bis 100 Jahre“ dauern.

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