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Zu dumm zum Bierholen

■ Freie Ausbildungsplätze und gute Stimmung im Hamburger Handwerk

Eine gute Nachricht hat Hamburgs Handwerkskammer: „Es gibt noch reichlich freie Ausbildungsplätze in fast allen Gewerken“, verkündete Hauptgeschäftsführer Jürgen Hogeforster gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2000. Verträge, die bis zum 30. September geschlossen werden, „gelten noch für dieses Ausbildungsjahr“.

Insgesamt aber sei die Lage im Handwerk eher mäßig. Seit Mitte der 90er Jahre stagniere der jährliche Umsatz bei 22 Milliarden Mark. Grund dafür seien unter anderem die Krise des Bauhandwerks, die Konkurrenz aus den neuen Bundesländern sowie Schwarzarbeit, bemängelte Kammerpräsident Peter Becker.

Nach seinen Angaben verzeichnete das Handwerk in der Hansestadt im vorigen Jahr ein Umsatzplus von nur 1,5 Prozent gegenüber 3,5 Prozent in der Hamburger Wirtschaft insgesamt. Die Zahl der Betriebe sank vor allem durch Abwanderung um 150 auf 13.150. Wegen niedrigerer Steuern und Bodenpreise im Umland werde sich dieser Trend fortsetzen. Die Beschäftigtenzahlen seien „nur marginal“ auf 139.500 gesunken. Die Stimmung sei dennoch „insgesamt gut“: 68 Prozent der Handwerksmeister hätten in einer Kammerumfrage erklärt, „mit einer befriedigenden Entwicklung zu rechnen“.

Deutliche Kritik äußerten Be-cker und Hogeforster vor allem in zwei Punkten. Öffentliche Aufträge dürften nicht länger an Generalunternehmer vergeben werden: „Bei Millionenaufträgen haben kleine Betriebe keine Chancen.“ Eine Untersuchung des Landesrechnungshofes bei zwei Modellprojekten in Bergedorf habe jedoch ergeben, dass die Vergabe von Teilaufträgen an mittelständische Firmen „um 14 Prozent billiger war und die Qualität der Arbeit höher“.

Außerdem müssten die Grund- und Hauptschulen „bildungspolitisch aufgewertet werden“. Etwa 15 Prozent der Schulabgänger würden „grundlegende Kulturtechniken nicht beherrschen“, sprich: Sie sind selbst zum Bierholen zu dumm. Sven-Michael Veit

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