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Oberhammelwarden kann mitfahren

■ Im Dreieck zwischen Oldenburg, Nordenham und Bremen tut sich was: Neue Züge sollen dort rollen. Geht es nach der BSAG, passiert noch viel mehr: Superstraßenbahn!

Noch gibt es nicht viel mehr als Visionen, die schon mal auf Landkarten gebannt sind. Auf denen im Jahr 2004 oder später ein Dorf wie Oberhammelwarden an der Unterweser eine Straßenbahn mit Anschluss an den Fernverkehr bekäme.

RegionalStadtbahn heißt die Idee, mit der die WeserBahn (eine Tochter der Bremer Straßenbahn AG) den Zugverkehr der Region aufmischen möchte – indem sie das Bremer Straßenbahnnetz kurzerhand bis Oldenburg und Nordenham ausbreitet, mit dichtem Takt, schnellen Bahnen und deutlich kürzeren Reisezeiten. Gestern hat Geschäftsführer Georg Drechsler sein Angebot schon mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Aber erst Ende des Jahres wird die Landesregierung in Hannover entscheiden, was daraus wird.

Geht es nach Drechsler, würde die RegionalStadtbahn auch konsequente Autofahrer wieder auf die Schiene bringen können. 30.000 zusätzliche Fahrgäste könnten zwischen Oldenburg, Nordenham und Bremen einsteigen. Leute, „die nicht neben dem Bahnhof wohnen und ihr Büro auch nicht gleich am Bahnhof haben.“ Wie in Oberhammelwarden, wo Züge bislang nur durchfahren. 45 Minuten bräuchte man von dort mit dem Auto in die Bremer Innenstadt. Die Zugfahrt wäre eine reine Tortur: Mit Bus und Bahn und Umsteigen und anschließend Straßenbahn – was satte 107 Minuten dauert.

Die RegionalStadtbahn bietet im Idealfall 44 Minuten, wenn Pendler gleich hinter dem Neustädter Bahnhof raus müssen. Ab da würde die Tram nämlich über die Straßenbahngleise der BSAG rollen und zusätzliche Stopps bedienen. Statt vom Hauptbahnhof wieder zurück zum Brill zu fahren, könnte man sich diesen Umweg in Zukunft sparen. Auch in Oldenburg und Nordenham wären zusätzliche Stopps in der Innenstadt möglich. Umsteigen: öfter unnötig.

500 Meter Gleis müssten zur Verwirklichung der RegionalStadtbahn noch gelegt und zehn neue Bahnhöfe errichtet werden, 18 Fahrzeuge, die sowohl mit Wechsel- als auch mit Gleisstrom fahren können, müssten angeschafft werden. Aber dann ginge es los – wenn das Land will.

Zwischen zehn und 15 Millionen Mark zahlt Niedersachsen derzeit für das Nahverkehrsangebot auf diesen Strecken. Für das gleiche Geld will die RegionalStadtbahn mehr bieten: zusätzliche 400.000 Zugkilometer als jetzt die Deutsche Bahn, weil nach Nordenham im Halbstundentakt bedient wird.

Die DB hat inzwischen auf Wunsch der Landesregierung ebenfalls ein eigenes Konzept vorgelegt. Sie will nur einen neuen Haltepunkt bauen, ebenfalls einen Halbstundentakt nach Nordenham anbieten und neue S-Bahn-Züge anschaffen, für die allerdings zehn Bahnsteige angehoben werden müssen.

„Wir wollen mit möglichst wenig Zuschuss die beste Leistung auf den Strecken“, erklärt die Landes-Nahverkehrs-Gesellschaft Niedersachen. Sie studiert für die Landesregierung derzeit die beiden Konzepte. „Jedes“, sagt Bereichsleiter Klaus Weisbrich, „hat eben andere Vorteile“: Eine kürzere Schnellverbindung zwischen den jetzigen Haltepunkten via DB, oder direkter in die Innenstädte und Dörfer mit der RegionalStadtbahn. Fraglich sei aber, „ob man wirklich so einen Aufwand treiben muss wie die BSAG.“

Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist das keine Frage. Sie haben ebenfalls beide Konzepte studiert und empfehlen eindeutig die RegionalStadtbahn. Ein „Tür-Öffner“ sei das Projekt, meint der Vorsitzende Michael Frömming: Neue Personen und Nebenstrecken würden erschlossen, die die DB sonst links liegen lasse.

Dorothee Krumpipe

Am Wochenende präsentiert die WeserBahn kostenlose Schnuppertouren mit Musterzügen nach Oldenburg und Nordenham, die Zeiten werden noch bekannt gegeben.

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