piwik no script img

Hilfe für Flüchtlinge

Nach einem Nein aus Australien will Indonesien 400 afghanische Bootsflüchtlinge vorübergehend aufnehmen

JAKARTA rtr ■ Indonesien hat gestern angekündigt, die mehr als 400 überwiegend afghanischen Flüchtlinge an Bord eine norwegischen Frachters vorübergehend aufzunehmen. „Wir werden sie aus humanitären Gründen aufnehmen“, sagte ein Sprecher des indonesischen Außenministeriums. Wenn Australien sie nicht wolle, wo könnten sie sonst hingehen, sagte er weiter.

Der Frachter hatte die Flüchtlinge am Sonntag in indonesischen Hoheitsgewässern an Bord genommen, nachdem deren Schiff ein Notsignal abgesetzt hatte. Australien verweigerte dem Schiff am Montag die Einreise. Auch Indonesien weigerte sich zunächst, die Flüchtlinge aufzunehmen.

Der Frachter „Tampa“ ankerte am Montag vor der australischen Weihnachtsinsel, die nur 350 Kilometer südlich von Indonesien, aber 1.500 Kilometer westlich des australischen Festlands liegt. Das Schiff hatte die 438 Flüchtlinge an Bord genommen, nachdem ihr eigenes Schiff ein Notsignal abgesetzt hatte. Der Kapitän des Schiffes, Arne Rinnan, sagte, die Flüchtlinge hätten ihn zum Abdrehen in Richtung Australien gezwungen, indem sie drohten, über Bord zu springen. Die Flüchtlinge seien in einen Hungerstreik getreten. Sein Schiff war auf dem Weg nach Indonesien. Die „Tampa“ ist nur für 30 bis 40 Personen ausgelegt.

Australien hatte angekündigt, den Bootsflüchtlingen humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Es ist das erste Mal, dass Australien einem Schiff mit Flüchtlingen die Einreise verweigert. Das Land versucht, sich mit strengen Gesetzen gegen die illegale Einwanderung aus Asien zu wehren. Alle ankommenden Flüchtlinge werden in Lagern interniert, bis ihre Anträge bearbeitet sind. Derzeit leben etwa 3.600 Menschen in neun Lagern. Die Lage dort ist angespannt, immer wieder kommt es zu Aufständen, Hungerstreiks und Selbstverstümmelungen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen