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Andere Maßstäbe

■ Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen Ex-Leiter des HdJ Bergedorf

Was nicht strafbar ist, ist nicht automatisch erlaubt. Und auch wenn freiwillige sexuelle Kontakte zwischen Jugendlichen und Erwachsenen grundsätzlich nicht unter Strafe stehen, müssen für PädagogInnen, die mit Mädchen und Jungen arbeiten, andere Maßstäbe gelten. Das habe auch Burkhard R. eingesehen, sagte gestern der Bergedorfer Bezirksamtsleiter Christoph Krupp gegenüber der taz. Deshalb habe er den Auflösungsvertrag unterschrieben, mit dem er seinen Job als Leiter des örtlichen Hauses der Jugend (HdJ) verlor. Burkhard R. soll zu zwei Jungen, die im HdJ verkehrten, sexuelle Kontakte unterhalten haben.

Für die Mutter eines der Jungen liegt ein Fall von sexuellem Missbrauch vor. Sie zeigte den HdJ-Leiter bei der Polizei an. Vier Jahre ist es her, dass R. intime Kontakte zu ihrem Sohn unterhielt – offenbar über längere Zeit. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen wurde ein zweiter Fall bekannt. Die Ermittler bestätigten gestern, eine Akte über R. angelegt zu haben. Weitere Angaben machte die Polizei aus Opferschutzgründen nicht. R. selbst habe die Kontakte eingeräumt. Den Vorwurf des Missbrauchs wolle er aber nicht auf sich sitzen lassen, so Bezirksamtsleiter Krupp.

R. hatte in Bergedorf einen guten Stand, sowohl bei den Jugendlichen als auch den MitarbeiterInnen des Bezirksamtes. Der 50-Jährige habe sich stets als „ausgezeichneter Leiter des Hauses der Jugend gezeigt“, sagte Krupp: „Keiner hätte das von ihm gedacht.“ Die Prüfung, ob von sexuellem Missbrauch die Rede sein könne, sei nun der Polizei überlassen. Unabhängig davon, ob R.s Verhalten strafbar sei oder nicht, sei es mit der Leitung eines HdJ jedenfalls nicht vereinbar, sexuelle Kontakte zu den jungen BesucherInnen zu unterhalten.

Nachdem beim Bezirk die Anzeige der Mutter des einen Jungen bekannt geworden war, wurde R. aus einer Ferienfreizeit aus Griechenland zurückbeordert, wo er mit einer Gruppe Jungen und Mädchen war. Das HdJ wird nun kommissarisch von anderen MitarbeiterInnen weitergeführt. Die Stelle von Burkhard R. als Leiter des Hauses wurde bereits öffentlich als vakant ausgeschrieben. Elke Spanner

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