Die verdrängte Erbschaft

Heute beginnt im südafrikanischen Durban die Weltkonferenz gegen Rassismus. Schon vor Beginn gibt es heftigen Streit über Israels Besatzungspolitik und die Bewertung des Kolonialismus. Eine gemeinsame Abschlusserklärung ist in Frage gestellt

DURBAN taz ■ Generalsekretär Kofi Annan wird heute die Weltkonferenz gegen Rassismus im südafrikanischen Durban eröffnen. Themen sind das Erbe der Sklaverei und des Kolonialismus sowie die Lage im Nahen Osten. „Mehr als 150 Länder nehmen an der Weltkonferenz teil und jedes Land soll ermutigt werden, einen nationalen Plan zum Kampf gegen Rassismus aufzustellen und umzusetzen.“ So erklärte die UN-Menschenrechtsbeauftragte Mary Robinson das Ziel der von den Vereinten Nationen organisierten Konferenz. Die Würde des Menschen sei in der UN-Charta verankert und müsse bekräftigt werden, denn in der Praxis seien die Menschen nicht gleichgestellt.

Überschattet wird die Weltkonferenz – wie schon ihre beiden Vorgänger in den Jahren 1978 und 1983 – von heftigen Auseinandersetzungen über die israelische Besatzungspolitik in den palästinensischen Gebieten sowie die Bewertung von Kolonialismus, Sklaverei und Rassentrennung der letzten 500 Jahre.

Die Gefahr, dass sich die Konferenz nicht auf ein gemeinsames Abschlussdokument einigen kann, ist größer als bei den anderen sieben thematischen Weltkonferenzen, die die UNO seit 1992 durchgeführt hat.

Zentrale Themen werden auch die Diskriminierung von Frauen, die Benachteiligung von Minderheiten und die Ausgrenzung von Ureinwohnern sein. Die Bundesregierung will nach Angaben des Auswärtigen Amtes vor allem die Themen Antisemitismus, Hass-Propaganda im Internet und religiöse Intoleranz zur Sprache bringen.

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