: „Liebe taz...“ Abschied vom politischen Theater
Betr.: „Die Company frisst ihre Eltern“, taz vom 1. September
Die Entsolidarisierung und der starke Drang nach Individualisierung sind seit Jahren – wie Ulrich Beck es bereits 1986 in seinem Buch „Die Risikogesellschaft“ trefflich beschrieben hat – in unserer Gesellschaft vermehrt zu beobachten und haben nun leider auch dieses Theater ergriffen.
Ein kollektives, freies und politisches Theater, in dem jedes Ensemblemitglied ein Vetorecht hat, wo Konflikte öffentlich ausgetragen werden müssen und wo vor allem die Schauspieler/innen nicht abhängig sind vom „Gutwill“ des Vorstandes, scheint nicht mehr dem Zeitgeist zu entsprechen. Auch ich fühle mich der Bewegung des kollektiven politischen Gedankens verpflichtet und war daher dem alten Konzept der Bremer Shakespeare Company sehr verbunden. Es war eine aufmunternde Insel in einer immer stärker durch Komerz geprägten Kulturlandschaft.
Die Interpretationen und einfühlsamen Spielweisen – sowohl von Norbert Kentrup als auch von Dagmar Papula – der Rollen in Shakespeare's Dramen und Komödien und die Stücke von Dagmar Papula haben mich stets begeistert und tief beeindruckt. Ich bin Herrn Pierwolß sehr dankbar, dass er es möglich machen will, das wundevolle neue Stück von Dagmar Papula „Die Brüder Grimm“ im Schauspielhaus aufzuführen. Aber dies ist nur ein kleiner Trost. Letztendlich bleibt die Frage, wie können wir Bremer/innen diesen beiden wundervollen Menschen ermöglichen, ihre künstlerische Arbeit in Bremen fortzuführen. Ich würde sie gerne dabei aktiv unterstützen.
Monika Nebgen
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